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WIKO – Wirtschaftskompass Altmühlfranken Ausgabe 2021

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WIKO

sungen entwickelt“, analysiert

Schomber. „Unser

System aber ist von der

ersten Schraube bis zum

letzten Algorithmus ausschließlich auf

das Einfamilienhaus ausgelegt.“

Klingt gut, aber gibt es zu Hause nicht

schon eine Vorrichtung, aus der Strom

kommt und mit der man E-Autos laden

kann? Besser bekannt als Steckdose?

Schomber lacht, er hört diesen

Einwand nicht zum ersten Mal. Dann

beginnt er schnell und strukturiert mit

der Erklärung, warum die Dezony-Ladestation

von einer Steckdose so weit

entfernt ist wie die Fackel von der LED.

Beginnen wir bei der Strommenge.

„Früher konnte man sein E-Auto wirklich

noch mit der Steckdose laden,

aber mittlerweile sind die Akkus so

groß, dass man da teilweise 40 Stunden

bräuchte.“ Bald kamen deshalb

die ersten sogenannten Wallboxen

auf den Markt, die E-Auto-Ladungen

mit Starkstrom zu Hause möglich

machten. „Die sind dann einfach stur

mit 11 kW ins Auto, komme, was da

wolle.“

Hier setzt Dezony an. Ihre Ladestation

ist nämlich nicht nur eine technische

Einrichtung zur Abgabe von Strom,

sie ist auch eine umfangreiche

und komplizierte

Softwarelösung. Die zielt

vor allem darauf ab, eigenen

Strom in die Autobatterie zu

bekommen. Mit Photovoltaik auf dem

Dach wird die Dezony-Station zur Solar-Tankstelle.

Und zwar ohne – für den

Hausbesitzer teuren – Umweg über

das allgemeine Stromnetz.

„Unsere Station ist intelligent, das

heißt, sie kommuniziert mit der PV-Anlage

auf dem Dach und dem Speicher

im Keller“, erklärt Schomber. So viel

wie möglich eigener Strom, so wenig

wie möglich Netzstrom soll im Akku

landen.

Aber das ist nicht alles an Intelligenz,

was die Säule zu bieten hat. Denn eines

der Hauptprobleme der individuellen

E-Mobilität wird die Kapazität der

Stromversorgung auf den letzten 200

Metern sein. Also von der Trafostation

ins Einfamilienhaus. Schomber: „Auf

der Strecke sind die Energieversorger

praktisch blind.“ Nicht unproblematisch,

denn wenn in einigen Jahren

in einer Wohnsiedlung am Abend die

Hälfte aller Autos 20 Kilowatt aus ihrem

Starkstromanschluss ziehen, kann

es in der Straße schnell dunkel werden.

„Wir haben die Technik und die Software,

das zu verhindern, weil unser

System auch in die Richtung kommunizieren

kann“, so Schomber. Eine Sache,

die auch für lokale Energieversorger

noch sehr spannend werden kann.

Wie genau die technischen

und die Softwarelösungen für

ihre Dezony- Station aussehen,

dazu wollen sich die drei

Gründer nicht äußern.

Das ist zentrales Geschäftsgeheimnis.

Fakt ist, dass Technik

und Software funktionieren: Es

gibt bereits eine Testanlage in

Gunzenhausen. Jetzt muss der

fertige Prototyp noch für die serielle

Fertigung fit gemacht und ein

Vertriebssystem aufgebaut werden.

„Dazu braucht es Geld und einen Investor“,

erzählt Schomber. 700.000

Euro will man einsammeln, um diese

Schritte gehen zu können.

Und es sieht gut aus. „Wir haben bereits

einen an Bord, nun brauchen

wir noch einen zweiten. Wir gehen

davon aus, dass wir das in den nächsten

Monaten closen können“, so der

Gunzenhäuser Unternehmer. Schon

im dritten oder vierten Quartal soll die

Ladestation als Ergänzung zur PV-Anlage

auf dem Dach dann auf dem Markt

sein. Im Vertrieb will man auf Automobilkonzerne,

PV-Installateure und Online-Portale

setzen. Auch hier laufen

die Gespräche.

„Produktion und Firmensitz sollen in

Gunzenhausen sein“, stellt Schomber

klar. „Wir alle drei kommen aus Gunzenhausen

und wir wollen hier zeigen,

dass man als Start-up auch auf

dem Land erfolgreich sein kann.“ Ein

Nachteil sei ein möglicher Sitz auf dem

Land nicht. „Im Gegenteil: Wir haben

es nicht weit nach Nürnberg, München

und Augsburg und es gibt schon

starke Industrie im Kunststoff.“ Und

außerdem ist die Region einfach wunderschön,

sagt Schomber und lacht.

Wenn es an etwas fehlt, dann vielleicht

an guten Strukturen für Gründer. Aber

da wollen sie ja jetzt mit gutem Beispiel

vorangehen. Mit einer Ladestation, die

die Energiewende nach Hause bringt

und die der Beginn eines dezentralen,

intelligenten Stromnetzwerks sein

könnte.

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