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WIKO – Wirtschaftskompass Altmühlfranken Ausgabe 2021

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WIKO

Das einzig Unrealistische ist die

Hängematte am Strand VON MIRIAM ZÖLLICH

Digitale Nomaden brauchen nur einen PC und Internet und können so von überall

aus arbeiten. Ist dieser Lifestyle das Vorbild für eine neue Arbeitskultur?

Ortsunabhängiges Arbeiten in

Deutschland wurde quasi nebenan

erfunden. Conni Biesalski, eine gebürtige

Donauwörtherin, ist eines der

prägendsten Vorbilder der deutschen

digitalen Nomadenszene. Etliche junge

Menschen wollen ihren Lebensentwurf

kopieren, und die Frage, wie man mit einem

Online-Business ortsunabhängig

arbeitet, ist mittlerweile selbst zu einem

Business geworden. In Podcasts,

Konferenzen, Workshops, Büchern

und Blogs kann man lernen, wie man

ein digitales Unternehmen gründet

und überall auf der Welt Geld verdient.

Mit dem Laptop in der Hängematte am

Strand – mit diesem Bild werben digitale

Nomaden für ihren Lifestyle. Arbeiten,

wo andere Urlaub machen, oder

vielmehr: permanent Urlaub machen

und nebenher arbeiten.

Der Realität entspricht dieses Bild mitnichten.

„Das geht schon allein wegen

der Sonne und der Bildschirmhelligkeit

nicht“, zerstört Kathrin Lucia Meyer

den weit verbreiteten Nomadentraum.

Die gebürtige Pleinfelderin arbeitet

seit zehn Jahren ortsunabhängig als

Journalistin, Seminarleiterin und Social-Media-Managerin.

Sie nimmt die

Verabredung zum Videocall über das

Thema „Digitale Nomaden” zwar in

Fuerteventura an, wo sie derzeit überwintert.

Allerdings nicht am Strand,

sondern in einem Coworking-Space,

wo man temporär Arbeitsplätze mieten

kann. „Einen bequemen Bürostuhl, eine

gute Internetverbindung: Das braucht

man schon, wenn man acht oder mehr

Stunden am Tag arbeitet. Hängematte

am Strand – das ist völlig unrealistisch.“

Das ist die schlechte Nachricht.

Der Rest aber stimmt: Kathrin kann

arbeiten, wo und wann sie möchte.

„Der größte Vorteil ist: Ich habe die

Flexibilität, mir meinen Tag selbst zu

gestalten.“ Wann sie in Fuerteventura

eine Pause eingelgt und einen Spaziergang

am Meer macht, entscheidet

sie selbst. Wenn sie in München

ist, geht sie zwischendurch mal einen

Kaffee trinken. Und wenn sie zu Hause

in Erlingsdorf arbeitet, einem kleinen

Weiler bei Allmannsdorf, dann geht

sie eben mal schnell an den See, wenn

ihr danach ist. „Lieber arbeite ich eben

abends mal eine halbe Stunde länger“,

sagt sie. Es liegt in ihrer Verantwortung.

„Man muss sich eben selbst gut

organisieren können.“

Eigenverantwortung und Selbstorganisation:

Eigenschaften, die deutsche

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