HANSA 11-2019
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VERSICHERUNGEN | INSURANCE<br />
Ende der Nullrunden<br />
Der »weiche« Prämientrend in der Schiffshaftpflicht dürfte<br />
bald beendet sein. Experten rechnen mit Beitragsanhebungen<br />
der P&I-Clubs von bis zu 10 %. Von Michael Hollmann<br />
End of the soft P&I market?<br />
Leading insurance brokers and rating<br />
agency Standard & Poor’s agree that<br />
premium rates for P&I cover will begin<br />
to increase from now (up to +10%)<br />
after a pause of three years. Loss ratios<br />
at International Group clubs have<br />
deteriorated too far while investment<br />
returns are too volatile to cover up for<br />
underwriting losses.<br />
redaktion@hansa-online.de<br />
phogel/Wikipedia<br />
Zur nächsten Prolongation in der<br />
P&I-Versicherung kommenden Februar<br />
zeichnet sich Maklern zufolge eine<br />
Trendwende bei den Prämien ab.<br />
Drei Jahre waren die durchschnittlichen<br />
Beiträge in dem Sektor nicht mehr<br />
angehoben worden. Stattdessen konnten<br />
die Reedereien in vielen Fällen sogar Reduktionen<br />
durchsetzen. Angesichts stark<br />
erhöhter Schadensquoten und ungewisser<br />
Kapitalerträge dürften sich die P&I<br />
Clubs dieses Spiel nun nicht länger gefallen<br />
lassen.<br />
Die Versicherungsmakler Tysers und<br />
Arthur J. Gallagher prognostizieren in<br />
ihren Marktberichten zur anstehenden<br />
P&I-Saison moderate Erhöhungen. Der<br />
eine rechnet mit Beitragsanhebungen<br />
von bis zu 7,5%, der andere sogar mit bis<br />
zu +10%. Auch die Rating-Agentur Standard<br />
& Poor’s – geliebt und gefürchtet<br />
unter den Versicherern – erwartet Erhöhungen<br />
von bis zu 10%. Über die Hälfte<br />
der Clubs werde wohl eine generelle Beitragsanhebung<br />
verkünden, so S&P.<br />
»Dies wird der Beginn eines dreijährigen<br />
Zyklus, in dem alle Clubs versuchen<br />
werden, die Prämien anzuheben«,<br />
schreibt Malcolm Godfrey, Leiter der<br />
Marine P&I Division bei Gallagher, im<br />
»Pre-Renewal P&I Review«. Der Druck<br />
zu Beitragsanpassungen habe infolge finanzieller<br />
Verluste im Vorjahr deutlich<br />
zugenommen.<br />
So schrumpften die Kapitalpolster der<br />
13 P&I Clubs, die sich in der International<br />
Group zusammengeschlossen haben,<br />
aufgrund gestiegener Schadensquoten<br />
im Zeichnungsjahr 2018/19 um rund<br />
300 Mio. $ auf 5,3 Mrd. $. Die Großschäden<br />
über 10 Mio. $, welche die Versicherer<br />
untereinander »poolen«, sollen den<br />
höchsten Stand seit 2013 erreicht haben.<br />
Gemessen an der Kapitalisierung und<br />
Bonitätsnote rechnet Tysers mit Prämienanhebungen<br />
bei folgenden Clubs: American<br />
Club, London P&I Club, UK Club,<br />
West of England und Standard. Bei Britannia,<br />
dem Japan Club sowie dem Shipowners’<br />
Club hingegen hält Tysers noch<br />
am ehesten eine Nullrunde für denkbar.<br />
Gallagher sieht neben Britannia nur den<br />
Marktführer Gard und Steamship Mutual<br />
als Kandidaten für einen erneuten Verzicht<br />
auf Beitragsanhebungen.<br />
Inzwischen haben sich zwei Clubs der<br />
International Group aus der Deckung<br />
getraut und den Kurs für die kommenden<br />
»Renewals« abgesteckt. Der Standard<br />
Club – nach Marktanteilen die Nummer<br />
4 – kündigte eine pauschale Prämienerhöhung<br />
von 7,5% und darüber hinaus<br />
eine Anhebung der Selbstbehalte um<br />
10% an. Britannia – die Nr. 5 im Markt –<br />
überraschte die Mitglieder hingegen mit<br />
einer abermaligen Kapitalausschüttung<br />
von 15 Mio. $. Das war nach dem zweistelligen<br />
Millionenverlust im vergangenen<br />
Jahr nicht selbstverständlich.<br />
Zweitens kündigte Britannia an, dass<br />
es künftig keine pauschalen Beitragsanpassungen<br />
mehr geben werde, sondern<br />
nur noch individuelle Prämienanpassungen.<br />
Der Club übernimmt somit dieselbe<br />
Praxis wie der Wettbewerber Skuld<br />
schon vor ein paar Jahren und lässt sich<br />
nicht mehr in die Karten schauen, was die<br />
Preispolitik betrifft. Als »Nullrunde« bei<br />
den Prämien darf die Ankündigung indes<br />
nicht verstanden werden.<br />
Zu berücksichtigen ist noch, dass die<br />
Spielregeln für den Wettbewerb in der<br />
Branche nächstes Jahr angeblich verschärft<br />
werden sollen. Der Makler Gallagher<br />
will erfahren haben, dass die International<br />
Group verschiedene Regelungen,<br />
die die Konkurrenz unter den Versicherern<br />
begrenzen, lockern wolle.<br />
Demnach soll bei Haftpflichtdeckungen<br />
für Charterer künftig freier Wettbewerb<br />
unter den Clubs herrschen. Außerdem<br />
sei geplant, den Underwritern mehr<br />
Freiraum bei der Preisfestsetzung für<br />
Tonnage zu gewähren, welche von einem<br />
Club zum anderen wechselt. n<br />
UMSÄTZE LEICHT GESTIEGEN<br />
Londoner Markt mit stabilem Marine-Geschäft<br />
Der Company Market in London – also die in der britischen Hauptstadt aktiven Versicherer<br />
außerhalb der Versicherungsbörse Lloyd’s of London – haben ihre Umsätze in<br />
der Seeversicherung im vergangenen Jahr etwas gesteigert. Die Prämieneinnahmen in<br />
dem Segment legten 2018 leicht auf knapp 2,8 Mrd. £ zu, wie der Dachverband IUA (International<br />
Underwriting Association) berichtet. Es war der höchste Stand seit 2013. Die<br />
»Marine«-Sparte bleibe damit das drittgrößte Versicherungssegment in London mit einem<br />
Marktanteil von 14%, so die IUA.<br />
n<br />
10 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal <strong>11</strong> | <strong>2019</strong>