HANSA 11-2019
LNG-Neubau Atair | Europort | MPP-Report | Finanzierung Asien und U.K. | Start-Ups | Makler & Agenturen | MARINTEC 2019 | Maritime Silk Road | 23. HANSA-Forum
LNG-Neubau Atair | Europort | MPP-Report | Finanzierung Asien und U.K. | Start-Ups | Makler & Agenturen | MARINTEC 2019 | Maritime Silk Road | 23. HANSA-Forum
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FINANZIERUNG | FINANCING<br />
Oceanis macht Schiffsfinanzierung digital<br />
Der Rückzug vieler schiffsfinanzierender Banken hat für eine<br />
Vielzahl von Reedern zu einem spürbaren Engpass bei der<br />
Kapitalzufuhr gesorgt. Mit Oceanis will eine neue Online-<br />
Plattform diese Lücke schließen. Von Krischan Förster<br />
Das in Hamburg ansässige Startup ist<br />
nach Angaben des Gründers Maximilian<br />
Otto vornehmlich für kleinere<br />
Reeder konzipiert, die ohne die Banken<br />
und ohne einen Zugang zu den Kapitalmärkten<br />
ihre Projekte nicht mehr finanzieren<br />
können. Oceanis will beide Seiten<br />
über das Online-Portal zusammenbringen<br />
und verspricht eine transparente,<br />
schnelle und zuverlässige Finanzvermittlung<br />
als neue Konkurrenz zu den »analog«<br />
agierenden Maklern.<br />
Gegründet Anfang des Jahres seien bei<br />
Oceanis bislang bereits Projekte mit einem<br />
Volumen von 400 Mio. $ für insgesamt<br />
17 Schiffe eingestellt worden, berichtet<br />
Otto. Es habe sich dabei um ganz<br />
© Oceanis<br />
Maximilian Otto<br />
unterschiedliche Schiffe gehandelt – um<br />
Bulker, Containerschiffe und auch ein<br />
MPP-Frachter von eignern aus Deutschland,<br />
Griechenland, Norwegen oder auch<br />
aus den USA. Die kleinste Investitionssumme<br />
lag bei 3 Mio. $, beim bislang<br />
größten Projekt sei es um 60 Mio. $ gegangen.<br />
Bekannt geworden ist auch die<br />
Finanzierung zweier Containerschiffe<br />
eines Hamburger Reeders mit einer Kapazität<br />
von jeweils 9.000 TEU mit einem<br />
Volumen von insgesamt 50 Mio. $.<br />
Das Prinzip der neuen Online-Plattform<br />
ist dabei relativ einfach. Reeder<br />
können ihre Schiffsprojekte auf der Plattform<br />
oceanis.io einstellen. Potenzielle<br />
Kreditgeber sehen dabei die grundlegenden<br />
Informationen zum Schiff wie<br />
die technischen Daten, Charter, OPEX<br />
und Docking-Budget. Weckt das Projekt<br />
ihr Interesse, können sie ein sogenanntes<br />
»indikatives« Angebot, also die<br />
grundlegenden Rahmendaten wie Volumen,<br />
Laufzeit, Zins und Tilgungsprofil<br />
abgeben.<br />
In der Regel gehe es um bis zu 70%<br />
des benötigten Fremdkapitals. Die konkreten<br />
Verhandlungen bis hin zu einem<br />
möglichen Vertragsabschluss erfolgen<br />
dann bilateral zwischen den beiden Parteien.<br />
»Wir haben bereits etwa 15 Akteure<br />
auf der Finanzierungsseite gewinnen<br />
können«, sagt Otto. Dazu zählten traditionelle<br />
Banken ebenso wie Leasing- und<br />
Fondsgesellschaften, alternative Kreditgeber<br />
oder Private-Equity-Investoren.<br />
Insgesamt sind es nach Angaben des Firmengründers<br />
bislang 28 Anbieter. Konkrete<br />
Namen werden nicht genannt, doch<br />
sind dem Vernehmen nach sehr bekannte<br />
Adressen darunter.<br />
Oceanis soll nicht nur eine Finanzierungslücke<br />
beim geforderten Fremdkapital<br />
füllen, sondern könne dank dem<br />
digitalen Prozess gerade bei kleineren<br />
Tickets von wenigen Millionen Euro<br />
den zeitlichen und administrativen Aufwand<br />
auf Seiten der Kreditgeber deutlich<br />
reduzieren. »Viele schrecken bislang<br />
zurück, sich bei kleineren Projekte<br />
unter 10 Mio. $ überhaupt auf die Suche<br />
zu begeben«, so Otto. »Unsere digitale<br />
Plattform kann daher Reedern bei der<br />
Beschaffung einer benötigten Fremdkapitalfinanzierung<br />
schnell und effizient<br />
helfen«, sagt der 26-Jährige.<br />
20 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal <strong>11</strong> | <strong>2019</strong>