HANSA 11-2019
LNG-Neubau Atair | Europort | MPP-Report | Finanzierung Asien und U.K. | Start-Ups | Makler & Agenturen | MARINTEC 2019 | Maritime Silk Road | 23. HANSA-Forum
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HÄFEN-Ports<br />
Karl Morgen (m.) erhielt den Preis für sein Lebenswerk<br />
der Werner Möbius-Stiftung. Der HTG-Vorsitzende<br />
Reinhard Klingen (r.) und Werner Möbius gratulieren<br />
Hafenbau auf neuen Wegen<br />
Im Hafen- und Wasserbau sorgt man sich um die Effizienz bei Großprojekten. Beim<br />
diesjährigen Kongress der Hafentechnischen Gesellschaft (HTG) debattierte das »Who is<br />
who« der Branche über mögliche Lösungen und eine verbesserte Zusammenarbeit<br />
Der HTG-Vorsitzende Reinhard Klingen<br />
zeigte sich sehr zufrieden über<br />
die hohe Zahl von 515 Gästen, die Mitte<br />
September zu dem dreitägigen Kongress<br />
nach Lübeck gekommen waren: »So viele<br />
Teilnehmer hatten wir lange nicht mehr.«<br />
Der Schwerpunkt des Expertentreffens<br />
lag auf dem Thema Großprojekte. Norbert<br />
Gebbeken von der Universität der<br />
Bundeswehr München schrieb der Branche<br />
eine Optimierung der Prozesse ins<br />
Stammbuch. Laut einer britischen Studie<br />
aus dem Jahr 2015, in der 2.000 Großprojekte<br />
in 104 Ländern auf sechs Kontinenten<br />
untersucht wurden, verlaufen 75%<br />
dieser Vorhaben aller Technologien nicht<br />
nach Plan. Gebbeken sieht das in strategischen<br />
Täuschungen zu Beginn und der<br />
Unterschätzung von Kosten und Zeitaufwand<br />
sowie einer Überschätzung des<br />
Nutzens begründet. Zu allem Überfluss<br />
erfolge die Kostenbekanntgabe zudem<br />
häufig vor der eigentlichen Planung.<br />
»Es läuft zu viel schief«, stellte auch<br />
der Kölner Konfliktmanager Stefan<br />
Leupertz fest. Und wenn etwas schief<br />
laufe, sei dies zumeist dramatisch. Als<br />
Beispiel nannte er die Hamburger Elbphilharmonie,<br />
deren Kosten sich im<br />
Vergleich zur ursprünglichen Planung<br />
fast verzehnfacht hatten. Laut Leupertz<br />
werden pro Projekt zum Teil 60 bis<br />
70 Verträge geschlossen. Seiner Ansicht<br />
nach mangelt es an der nötigen Abstimmung<br />
der am Bau beteiligten Akteure,<br />
darüber hinaus stehe nicht genügend<br />
Zeit für die Grundlagenermittlung zur<br />
Verfügung. »Deshalb ist es notwendig,<br />
das Projekt so früh wie möglich<br />
gemeinsam zu entwickeln.« Entsprechend<br />
schlägt er Mehrparteien-Allianz-<br />
Verträge vor. Ziel sei eine Vermeidung<br />
von Streitigkeiten beziehungsweise eine<br />
Streitschlichtung.<br />
Gebbeken machte zwar deutlich, dass<br />
Bauen ein risikobehafteter Prozess ist.<br />
Er forderte allerdings einen offenen und<br />
ehrlichen Umgang der Beteiligten – im<br />
Idealfall im Rahmen einer kooperativen<br />
Planung. Darüber hinaus sei es wichtig,<br />
erst zu planen und dann zu bauen. Seiner<br />
Meinung nach muss sich zudem das<br />
Risikomanagement verbessern. Gefahren<br />
müssten berücksichtigt und deren<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit geprüft werden.<br />
Über den Zuschlag für ein Projekt<br />
solle die Qualität entscheiden und nicht<br />
der günstigste Preis. Nicht zuletzt seien<br />
»klare Prozesse und Zuständigkeiten«<br />
wichtig sowie eine stärkere Transparenz,<br />
auch im Zuge unabhängiger<br />
baubegleitender Überwachungen und<br />
Kontrollen.<br />
Die Nutzung digitaler Methoden<br />
kann nach Ansicht von Gebbeken helfen,<br />
wenngleich Building Information<br />
Modeling (BIM) hierbei nur ein kleiner<br />
Teil sei. Leupertz bezeichnete BIM<br />
unterdessen als Riesenchance, »Daten<br />
zu verwalten, die ein integriertes Planen<br />
ermöglichen.«<br />
Ausbau & Investitionen<br />
Neben den Abläufen von Großprojekten<br />
und dem Einsatz von BIM standen<br />
auf dem HTG-Kongress vor allem Bauprojekte<br />
im In- und Ausland im Mittelpunkt.<br />
Es wurde über Vorhaben in Lübeck<br />
sowie an verschiedenen Häfen und<br />
Wasserstraßen informiert. Jan Lindenau,<br />
Bürgermeister der Hansestadt, kündigte<br />
beispielsweise in seinem Grußwort an,<br />
dass in Lübeck von 2018 bis 2020 rund<br />
85 Mio. € in die Hafeninfrastruktur investiert<br />
werden, hauptsächlich für die<br />
Digitalisierung, aber auch in Forschung<br />
und Entwicklung. Es sind Drohnen zur<br />
Kaiuntersuchung geplant, darüber hinaus<br />
sollen Konzepte für die Verkehrssteuerung<br />
entwickelt werden.<br />
Projektberichte gab es auch zum Thema<br />
Schleusen und Wehre. Ein weiterer<br />
Schwerpunkt lag auf der Forschung. Hier<br />
58 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal <strong>11</strong> | <strong>2019</strong>