Niels Klims unterirdische Reise
Niels Klims unterirdische Reise
Niels Klims unterirdische Reise
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
— 100 —<br />
gewohnt war. Dieser hielt nun zwar meine Erfindungen für<br />
nicht ganz ungereimt, er zweifelte aber doch sehr, ob sie auch<br />
dem Gemeinwesen nützlich sein würden. Denn er sagte, wer<br />
reformieren wolle, müsse sich den Zustand und die natürliche<br />
Beschaffenheit eines Landes, worin er eine Reformation anzuraten<br />
gedächte, sehr genau vor Augen stellen, denn dieselbe<br />
Sache könnte in verschiedenen Ländern und Gemütsarten ganz<br />
unterschiedliche und widrige Wirkungen verursachen, gleichwie<br />
dasselbe Medikament diesem Körper nutzen, einem anderen<br />
aber schaden könne. Er stellte mir ferner vor, was für einer<br />
großen Gefahr ich mich unterwürfe, wenn ich reformieren wolle,<br />
indem über mich würde Gericht gehalten werden, ja dass es<br />
um mein Leben geschehen wäre, wenn mein Vorschlag bei der<br />
Untersuchung missbilligt werden sollte. Er bat mich daher inständig,<br />
ich möchte ja vorher alles recht wohl überlegen, doch<br />
riet er mir eben nicht, gänzlich von meinem Vorhaben abzustehen,<br />
indem es doch wohl geschehen könne, dass ich durch<br />
fleißiges Untersuchen etwas entdeckte, was dem Staat dienlich<br />
sein möchte. Ich folgte auch dem Rat dieses guten Freundes,<br />
ließ noch einige Zeit anstehen, verwaltete mein Läuferamt noch<br />
weiter geduldig und streifte nach meiner Gewohnheit in den<br />
Ländern und Städten umher. Und damit ich nicht vergessen<br />
möchte, was ich auf meinen <strong>Reise</strong>n hin und wieder Besonderes<br />
angemerkt, so brachte ich alles so zierlich wie ich konnte zu<br />
Papier, sodass ich endlich ein großes Buch davon dem Fürsten<br />
übergeben konnte. Wie sehr dieses Buch Seiner Durchlaucht<br />
gefallen haben müsse, konnte ich daraus schließen, weil er<br />
meine Arbeit in öffentlicher Ratsversammlung vor jedermann<br />
lobte und nach wohlbedächtigem Durchlesen dieses Buchs beschloss,<br />
durch mich den ganzen Planeten Nazar zu entdecken.<br />
Ich hatte mir aber eine ganz andere Belohnung für meine Arbeit<br />
eingebildet, daher seufzte ich stillschweigend mit jenem<br />
Schriftsteller: Die Tugend wird zwar gerühmt, sie muss aber<br />
darben. Da ich ein großer Liebhaber von Neuigkeiten war und<br />
von diesem gütigen Fürsten nach meiner Rückkehr eine an-