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Niels Klims unterirdische Reise

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gewohnt war. Dieser hielt nun zwar meine Erfindungen für<br />

nicht ganz ungereimt, er zweifelte aber doch sehr, ob sie auch<br />

dem Gemeinwesen nützlich sein würden. Denn er sagte, wer<br />

reformieren wolle, müsse sich den Zustand und die natürliche<br />

Beschaffenheit eines Landes, worin er eine Reformation anzuraten<br />

gedächte, sehr genau vor Augen stellen, denn dieselbe<br />

Sache könnte in verschiedenen Ländern und Gemütsarten ganz<br />

unterschiedliche und widrige Wirkungen verursachen, gleichwie<br />

dasselbe Medikament diesem Körper nutzen, einem anderen<br />

aber schaden könne. Er stellte mir ferner vor, was für einer<br />

großen Gefahr ich mich unterwürfe, wenn ich reformieren wolle,<br />

indem über mich würde Gericht gehalten werden, ja dass es<br />

um mein Leben geschehen wäre, wenn mein Vorschlag bei der<br />

Untersuchung missbilligt werden sollte. Er bat mich daher inständig,<br />

ich möchte ja vorher alles recht wohl überlegen, doch<br />

riet er mir eben nicht, gänzlich von meinem Vorhaben abzustehen,<br />

indem es doch wohl geschehen könne, dass ich durch<br />

fleißiges Untersuchen etwas entdeckte, was dem Staat dienlich<br />

sein möchte. Ich folgte auch dem Rat dieses guten Freundes,<br />

ließ noch einige Zeit anstehen, verwaltete mein Läuferamt noch<br />

weiter geduldig und streifte nach meiner Gewohnheit in den<br />

Ländern und Städten umher. Und damit ich nicht vergessen<br />

möchte, was ich auf meinen <strong>Reise</strong>n hin und wieder Besonderes<br />

angemerkt, so brachte ich alles so zierlich wie ich konnte zu<br />

Papier, sodass ich endlich ein großes Buch davon dem Fürsten<br />

übergeben konnte. Wie sehr dieses Buch Seiner Durchlaucht<br />

gefallen haben müsse, konnte ich daraus schließen, weil er<br />

meine Arbeit in öffentlicher Ratsversammlung vor jedermann<br />

lobte und nach wohlbedächtigem Durchlesen dieses Buchs beschloss,<br />

durch mich den ganzen Planeten Nazar zu entdecken.<br />

Ich hatte mir aber eine ganz andere Belohnung für meine Arbeit<br />

eingebildet, daher seufzte ich stillschweigend mit jenem<br />

Schriftsteller: Die Tugend wird zwar gerühmt, sie muss aber<br />

darben. Da ich ein großer Liebhaber von Neuigkeiten war und<br />

von diesem gütigen Fürsten nach meiner Rückkehr eine an-

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