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Niels Klims unterirdische Reise

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Eingeborenen des Landes Floejen nennen, eine Höhle, die eine<br />

große jähe Kluft zum Eingang hatte. Und da diese Höhle durch<br />

ihre Öffnung zu gewissen Zeiten eine gelinde und nicht unangenehme<br />

Luft von sich blies, und zwar so, dass es schien, als<br />

wenn sie gleichsam durch häufiges Schlucken den Rachen bald<br />

auf, bald aber wieder zu täte, so hielten mich die Gelehrten in<br />

Bergen, vor allem der berühmte Abelin und der Konrektor der<br />

Schule dort, Magister Eduard, der in der Stern- und Naturlehre<br />

besonders erfahren war, des Öfteren an, die Beschaffenheit<br />

der Höhle genauer zu untersuchen, da sie es selber ihres Alters<br />

wegen nicht konnten. Nachdem ich nun auf diese Weise, obwohl<br />

ich schon selbst Lust dazu verspürte, noch mehr angereizt<br />

wurde, so nahm ich mir vor, mich in diese Höhle hinunter zu<br />

begeben, und ließ dies meine guten Freunde wissen. Aber mein<br />

Vorhaben gefiel ihnen nicht, sie sagten vielmehr, das wäre die<br />

Unternehmung eines verwegenen und närrischen Menschen.<br />

Dennoch konnten sie meine Neugier durch ihre Ermahnungen<br />

keineswegs schwächen, viel weniger unterdrücken. Ja, was meine<br />

Begierde hätte dämpfen sollen, das flammte den verderbten<br />

Sinn nur von neuem an. Denn die heftige Begierde, merkwürdige<br />

Dinge in der Natur zu entdecken, trieb mich an, keine Gefahr<br />

zu scheuen, und da ich überdies zu Hause nicht viel zu beißen<br />

und zu brocken hatte, so frischte auch das mein ohnehin darauf<br />

begieriges Gemüt noch immer mehr an. Mein Vermögen<br />

war erschöpft und es schien mir allzu hart und beschwerlich,<br />

noch länger auf anderer Leute Kosten in meinem Vaterland zu<br />

leben, da mir klar wurde, dass mir alle Hoffnung, emporzukommen,<br />

abgeschnitten, und ich sozusagen zu einem beständigen<br />

Bettlerleben verdammt war, ja dass mir der Weg, etwa zu einer<br />

Ehrenstelle zu gelangen, verschlossen bleiben würde, wenn ich<br />

mich nicht durch ein besonders kühnes Unterfangen hervortäte.<br />

Nachdem ich mir nochmals fest vorgenommen hatte, auf meinem<br />

Vorsatz zu beharren, und alle nötigen Anstalten getroffen<br />

hatte, ging ich an einem Donnerstag, als der Himmel heiter und<br />

hell war, kurz nach der Morgendämmerung aus der Stadt, da-

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