25.12.2012 Aufrufe

Niels Klims unterirdische Reise

Niels Klims unterirdische Reise

Niels Klims unterirdische Reise

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

— 164 —<br />

bei ihm ersetzt.« Hierauf hieß er mich ein wenig einen Abtritt<br />

nehmen, da mich denn die Bedienten und Knechte sehr leutselig<br />

empfingen, aber auch zugleich mit ihrer Schwatzhaftigkeit<br />

und Narrenpossen sehr beschwerlich fielen. Sie fragten mich<br />

von unserer Welt so vielerlei, dass ich schließlich nicht mehr<br />

wusste, was ich ihnen antworten sollte, und obgleich ich ihnen<br />

endlich noch vieles über die Wahrheit aufheftete, konnte ich<br />

doch ihren Vorwitz nicht befriedigen. Endlich kam mein Wirt<br />

zurück und brachte mir die tröstliche Botschaft, Ihro Exzellenz<br />

hätten mich unter Dero Hofbediente aufgenommen. Aus den<br />

vorigen Reden des Syndikus konnte ich leicht schließen, dass<br />

die Bedienung, zu der er mich bestimmt, nicht sonderlich sein<br />

würde, und ich mutmaßte, er würde mich entweder unter die<br />

Torhüter stecken oder mir eine Verwalterstelle auftragen. Als<br />

ich aber meinen Wirt fragte, zu was für einem Amt ich denn<br />

bestimmt sei, gab er mir zur Antwort: »Ihro Exzellenz haben<br />

die Gnade für dich gehabt und dich zu ihrem Sänftenträger<br />

ernannt, wofür du jährlich 25 Stercolaten (eine jede martinianische<br />

Sterkolate gilt nach unserer Münze 2 Taler) zu genießen<br />

haben sollst, außerdem hat er versprochen, dass er dich sonst<br />

niemanden als ihn selber und seine Gemahlin will tragen lassen.<br />

Diese Antwort war ein Donnerschlag in meinen Ohren, und<br />

ich stellte ihm ganz beweglich vor, wie unanständig dies einem<br />

freien und von honetten Eltern geborenen Menschen sei. Aber<br />

die anderen Hofbedienten unterbrachen meine Reden, indem<br />

sie haufenweise herzuliefen und mich, da ich ohnehin schon<br />

halb tot war, mit läppischen Glückwünschen vollends fast gar<br />

zu Tode ärgerten. Denn die Martinianer sind alle leichtsinnige,<br />

liederliche und ungestüme Wäscher, die niemals auf den Wert<br />

einer Sache sehen, sondern nur an platten und schlüpfrigen<br />

Worten ihr Wohlgefallen haben. Endlich wurde ich in mein<br />

Schlafzimmer geführt, wo meine Abendmahlzeit bereitstand,<br />

und nachdem ich nur ein wenig Speise zu mir genommen, wurde<br />

mir das Bett gezeigt, in dem ich ruhen sollte.<br />

Ich legte mich auch alsbald nieder, konnte aber vor gro-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!