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Niels Klims unterirdische Reise

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— 182 —<br />

und den Syndikus um Gnade und Barmherzigkeit anflehte,<br />

wodurch ich entweder seinen Zorn zu lindern, oder doch wenigstens<br />

mit einer leidlichen Strafe wegzukommen hoffte. Denn<br />

sich mit einem so mächtigen Haus in einen Prozess einzulassen<br />

und zumal in so einem Land, wo man nicht auf die Richtigkeit<br />

der Sachen, sondern bloß auf die Umstände der Personen sieht,<br />

schiene mir höchst töricht gehandelt zu sein. Ich setzte daher<br />

alle Verteidigung beiseite und wandte mich nur zum Bitten und<br />

Flehen, doch bat ich nicht sowohl um Abwendung als nur um<br />

einige Linderung der Strafe.<br />

Da ich mich nun auf diese Weise freiwillig eines Lasters<br />

schuldig bekannt hatte, an das ich niemals gedacht hatte, wurde<br />

ich doch wenigstens von der Todesstrafe befreit und nur zu ewigem<br />

Gefängnis verdammt. Mein Adelsbrief wurde mir wieder<br />

abgenommen und durch den Scharfrichter zerrissen, ich selber<br />

aber wurde auf eine Galeere gebracht und sollte da Ruder ziehen.<br />

Das Schiff war auf Rechnung der Republik zur Fahrt nach<br />

Mezendore oder in die wunderbaren Länder bestimmt, die zu<br />

bestimmten Jahreszeiten, nämlich im Monat Radir, angestellt<br />

zu werden pflegt. Aus diesen Ländern werden allerhand Waren<br />

eingeführt, die in Martinia nicht zu haben sind, sodass die mezendorischen<br />

Gegenden gleichsam das Indien der Martinianer<br />

sind. Die mezendorische Handelskompanie besteht aus Kaufleuten,<br />

sowohl adeligen als bürgerlichen Stands, unter denen<br />

die Waren, wenn das Schiff zurückkommt, nach eines jeden<br />

Anteil oder nach der Zahl der Aktien eingeteilt werden. Hier<br />

werden die Schiffe durch Segel und Ruder regiert und an jedes<br />

Ruder zwei Sklaven gestellt. Und zu so einer Arbeit wurde ich<br />

bei dieser <strong>Reise</strong> auch verdammt. Wie mir damals zu Mute gewesen<br />

sein muss, kann jeder leicht erachten, zumal, da ich nichts<br />

verschuldet hatte, weswegen ich unter dergleichen liederliches<br />

Gesindel gesteckt zu werden verdiente oder das so einer knechtischen<br />

Arbeit und der Karbatsche wert gewesen wäre.<br />

In Martinia wurde über meinen Unfall, nach dem die Gemüter<br />

gesinnt waren, verschiedentlich gesprochen. Einige mein-

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