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Niels Klims unterirdische Reise

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verbunden waren, und folglich könnten sie nun, da sie wieder<br />

frei würden, ihn rechtlich belangen. Durch diese heilsame, obzwar<br />

sehr ungereimt scheinende Verordnung wird die Sicherheit<br />

des Fürsten erhalten, seinem Ansehen und Majestät nichts<br />

genommen und doch dem Wohlstand des Gemeinwesens geraten.<br />

Denn obzwar gedachte Beiwörter nur dem Verstorbenen<br />

beigelegt werden, so dienen sie doch den Lebenden zu einer<br />

beständigen Erinnerung, sich der Tugend zu befleißigen. Aus<br />

den Geschichten der Potuaner sieht man, dass seit 400 Jahren<br />

nicht mehr als zwei Fürsten gewesen, denen das Wort »mäßig«<br />

beigelegt worden. Die andern alle haben hingegen entweder die<br />

Beiwörter »löblich« oder »nicht unlöblich« erhalten, wie ihre<br />

Grabschriften ausweisen, die noch unversehrt und unverstümmelt<br />

zu sehen sind. Das Wort »mäßig«, das auf potuanisch Ripfac-si<br />

heißt, wenn es einem Fürsten beigelegt wird, verursacht<br />

bei der fürstlichen Familie eine dermaßen große Betrübnis,<br />

dass sein Nachfolger sowohl wie alle seine nahen Verwandten<br />

6 Monate lang in tiefer Trauer bleiben. Es sind auch die nachfolgenden<br />

Fürsten keineswegs auf die Richter, die ein so verhasstes<br />

Urteil gefällt, ungehalten, sondern sie lassen es sich vielmehr<br />

zu einem beständigen Vorwurf oder Anreizung dienen, die Regierung<br />

löblich zu führen und suchen durch Tugend, Klugheit,<br />

Gerechtigkeit und Billigkeit, den Schandfleck, der dem fürstlichen<br />

Haus zugezogen, wieder auszulöschen.<br />

Die Ursache aber, warum dem einen von gedachten beiden<br />

Fürsten das Wort »mäßig« beigelegt worden war, ist diese:<br />

Die Potuaner sind zwar im Kriegswesen ungemein erfahren,<br />

sie erklären jedoch niemandem den Krieg, sondern wenn sie<br />

angegriffen werden, wehren sie sich nur mannhaft und tapfer.<br />

Daher es denn geschieht, dass sie nur ersucht werden, kriegende<br />

Parteien wieder miteinander zu versöhnen. Ja es haben sich<br />

verschiedene Völker dieses Erdbodens dieser so gerechten und<br />

friedfertigen Regierung der Potuaner freiwillig unterworfen.<br />

Prinz Mikleta hingegen dachte nur darauf, wie er die Grenzen<br />

seines Fürstentums erweitern möchte: Er griff daher die

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