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Niels Klims unterirdische Reise

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von mir abwendete, und die bisherige Liebe in Kaltsinnigkeit<br />

und Furcht verwandelte. Wie die Gemüter meiner Untertanen<br />

damals gegen mich gesinnt gewesen sein müssen, konnte ich<br />

aus einer Bitte, oder vielmehr aus einem Befehl, ablesen, den<br />

ich in ein quamitisches Patent hatte einrücken lassen.<br />

Ich hatte die Kaiserin bei meiner Abreise schwanger verlassen,<br />

und sie war in meiner Abwesenheit von einem Prinzen<br />

entbunden worden. Diesen Prinzen wollte ich nun gern zu meinem<br />

Nachfolger erklären. Ich schrieb daher einen Reichstag aus<br />

und lud die Quamiten, nebst den Großen aller überwundenen<br />

Völker, zu der öffentlichen Krönung dieses Prinzen ein. Nun<br />

unterstand sich zwar niemand, meinem Befehl ungehorsam<br />

zu sein, und die Krönung wurde mit der größten Pracht vollzogen.<br />

Aber ich konnte gar leicht aus den Gesichtern meiner<br />

Untertanen lesen, dass alles nur ein verstelltes Wesen bei ihnen<br />

war und dass ihre Freudenbezeugungen nur zum Schein<br />

geschahen. Mein Argwohn wurde durch einige zu der Zeit<br />

umgehende Schimpfreden, wovon man aber doch die Urheber<br />

nicht wusste, noch mehr vermehrt, in denen man das Unrecht,<br />

das dem Prinzen Temuso durch diese Wahl und Krönung widerfahren<br />

war, aufs Bitterste durchzog. Das machte mich so<br />

bekümmert und so erbittert in meinem Gemüt, dass ich nicht<br />

eher ruhen konnte, bis ich diesen guten Prinzen aus dem Weg<br />

geräumt hatte. Doch schien es mir nicht ratsam, dass ich einen<br />

Sohn desjenigen Königs, der sich so sehr um mich verdient<br />

gemacht hatte, öffentlich umbringen lassen sollte. Ich erkaufte<br />

daher einige, die ihn des Hochverrats anklagen mussten. Und<br />

da es großen Herren niemals an Bedienten und Schmeichlern<br />

fehlt, wenn sie Laster begehen wollen, so fanden sich auch hier<br />

einige, die mit einem Eid beteuerten, dass der übelgesinnte<br />

Prinz auf Verräterei ausginge und mir nach dem Leben trachte.<br />

Ich hieß ihn daher ins Gefängnis werfen, und er wurde von<br />

den Richtern, die ich zum größten Teil bestochen hatte, zum<br />

Tod verurteilt. Doch wurde die Exekution nicht öffentlich, sondern<br />

ganz insgeheim im Gefängnis an ihm vollzogen, damit

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