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Niels Klims unterirdische Reise

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men, er wird hier nicht gezüchtet, ist auch nicht nötig, weil es<br />

in diesem Land keine Pferde gibt. Die Meere und Seen geben<br />

köstliche Fische, und die Ufer sind mit schön gedeckten und<br />

auf mancherlei Art erbauten Häusern besetzt. Der Saft, dessen<br />

sie sich statt anderen Getränks bedienen, wird aus bestimmten<br />

Kräutern, die beständig grünen, zubereitet. Diejenigen, die<br />

diesen Saft verkaufen, werden Minhalpi oder Kräuterköche genannt,<br />

jede Stadt hat eine bestimmte Zahl solcher Kräuterköche,<br />

außer ihnen darf niemand den Trank zubereiten, weil sie allein<br />

privilegiert sind. Wer sich eines solchen Privilegs zu erfreuen<br />

hat, darf kein anderes Handwerk ausüben oder auf irgend andere<br />

Art etwas zu gewinnen suchen. Vor allem aber verbieten<br />

die Gesetze, dass diejenigen, die in öffentlichen Ämtern stehen<br />

oder von Geldern der Gemeinschaft leben, sich mit der Zubereitung<br />

dieses Saftes befassen, weil sie wegen des Ansehens, in<br />

dem sie bei der Bürgerschaft stünden, die meisten Käufer an<br />

sich ziehen und der anderen Nahrung schwächen würden, ingleichen,<br />

weil sie wegen anderer Einnahmen das Getränk wohlfeiler<br />

geben könnten als diejenigen, die weiter nichts aufzuweisen<br />

hätten. Wie wir sehen, geschieht so etwas auf unserer Erde<br />

nur allzu oft, dass diejenigen, die in öffentlichen Ämtern stehen<br />

oder Gnadengelder genießen, auf diese Weise Nahrung an sich<br />

ziehen und zu anderer Handwerker oder Kaufleute Verderben<br />

in kurzem reich werden.<br />

Zur Vermehrung der Einwohner trägt vor allem ein heilsames<br />

Gesetz von der Erzeugung der Kinder vieles bei. Denn je<br />

mehr einer Kinder hat, desto mehr genießt er auch Wohltaten<br />

und Freiheiten, und wer Vater von sechs Kindern ist, darf weder<br />

ordentliche noch außerordentliche Abgaben mehr entrichten.<br />

Daher ist hier zu Lande die Fortpflanzung des Geschlechts<br />

oder die Vielheit der Kinder ebenso nützlich wie sie bei uns<br />

beschwerlich und schädlich ist, wo ein gewisses Kopfgeld auf<br />

Leute gelegt wird, das sogar von den Kindern entrichtet werden<br />

muss. Niemand in diesem Land hat zweierlei Ämter zu verwalten,<br />

denn man glaubt hier, ein jedes Amt erfordere einen eige-

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