Niels Klims unterirdische Reise
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sind sozusagen auch Bergleute und Perlenfischer, und weil sie<br />
beständig nach einer reichen Ausbeute schnappen, scheinen<br />
sie zu einer immerwährenden Knechtschaft und höchst unanständiger<br />
Arbeit verdammt zu sein. Und welche etwa von dieser<br />
Arbeit frei sind, die tragen nur Sorge, wie sie ihre erworbenen<br />
Schätze erhalten mögen, denn das ganze Land ist dermaßen mit<br />
Mördern und Spitzbuben angefüllt, dass sich niemand alleine<br />
zu reisen trauen darf. Auch an den heiligsten Festtagen wird<br />
Dieberei, Hinterlist, Betrug und Übervorteilung ausgeübt. Die<br />
meisten nähren sich vom Raub, und hier ist kein Mensch vor<br />
dem andern sicher, auch die Eltern nicht vor ihren Kindern, so<br />
sehr ist alle Treu und aller Glaube verschwunden. Es verdient<br />
daher dieses Volk, das die Nachbarn so beneiden, vielmehr beklagt<br />
als beneidet zu werden. Denn Furcht, Argwohn, Misstrauen<br />
und Neid herrscht hier beständig in allen Gemütern,<br />
und stets sieht einer den andern als seinen Feind an, der ihm<br />
nach seinem Vermögen trachtet, so sehr, dass aller Nutzen und<br />
Vorteil, den dieses Fürstentum Kimal von seinen Reichtümern<br />
zieht, auf die es sich doch so viel einbildet, in nichts als Furcht,<br />
Bekümmernis, Wachen, übler Gestalt des Gesichts und so weiter<br />
besteht. Ich reiste daher nicht ohne Beschwerlichkeit und<br />
Furcht durch dieses Land, denn auf allen Wegen und Stegen, an<br />
allen Grenzorten musste ich die Ursache meiner <strong>Reise</strong>, meinen<br />
Namen, Vaterland und andere Dinge mehr denen, die über die<br />
Wege bestellt waren, anzeigen, und ich sah mich hier allen den<br />
Beschwerlichkeiten ausgesetzt, denen Wandersleute in argwöhnischen<br />
Ländern unterworfen zu sein pflegen. Dieses Land hat<br />
einen feuerspeienden Berg, aus dem das <strong>unterirdische</strong> Feuer<br />
gleichsam wie große Fluten herausströmt.<br />
Nachdem ich dieses Fürstentum, das auf meiner ganzen <strong>Reise</strong><br />
das allerbeschwerlichste war, zurückgelegt, setzte ich meinen<br />
Lauf beständig gegen Morgen fort. Ich traf überall gesellige und<br />
ganz wohlgesittete Völker an, die mir aber doch höchst wunderlich<br />
vorkamen. Am allermeisten wunderte ich mich über<br />
die Einwohner des ganz kleinen Königreichs Quamboja, deren