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Niels Klims unterirdische Reise

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sonderen Aufschriften geziert sind. Ich ging zu ihnen hin und<br />

wollte versuchen, ob ich etwa so eine Aufschrift lesen könnte.<br />

Wie ich aber damit beschäftigt war, wurde ich gewarnt, dass<br />

mein Rücken warm und dabei zugleich nass wurde. Als ich<br />

mich daher umwandte und die Quelle dieses warmen Flusses<br />

entdecken wollte, sah ich einen Philosophen stehen, der mich<br />

von hinten anpisste. Dieser hatte sich dermaßen in seine Gedanken<br />

vertieft, dass er mich für diejenige Statue gehalten, bei<br />

der er sonst seine Blase zu erleichtern gewohnt gewesen. Diese<br />

Schmach konnt’ ich unmöglich ertragen, zumal da gedachter<br />

Philosoph noch dazu die Zähne auf mich bleckte und recht<br />

herzlich lachte, sondern ich gab ihm eine dichte, derbe Maulschelle.<br />

Hierüber wurde er ganz rasend, fiel mir in die Haare<br />

und schleppte mich bei ihnen über den ganzen Markt, obgleich<br />

ich erbärmlich schrie. Als ich aber sah, dass er in seiner Rachbegierde<br />

nicht gesättigt werden konnte, so setzte ich mich zur<br />

Wehr und vergalt ihm Gleiches mit Gleichem dermaßen, dass<br />

wir einander nichts schuldig blieben, sondern einer beinah so<br />

viel bekam wie der andere. Nachdem wir uns lange genug herumgebalgt,<br />

fielen wir beiden Kämpfer endlich miteinander zu<br />

Boden. Hierüber kamen unzählig viele Philosophen angelaufen<br />

und fielen wie rasend über mich her, schlugen mit Fäusten<br />

und Prügeln auf mich ein und schleppten mich halb tot bei<br />

den Haaren auf dem Markt herum. Endlich, da sie zwar gern<br />

noch weiter zugeschlagen hätten, vor Müdigkeit aber nicht<br />

mehr konnten, führten sie mich zu einem großen Haus, und<br />

als ich mich mit den Füßen anstemmte und durchaus nicht hinein<br />

wollte, ergriffen sie mich beim Hals und rissen mich wie<br />

ein grunzendes Schwein mit Gewalt hinein und legten mich in<br />

dem anderen Stockwerk mit dem Rücken auf den Boden nieder.<br />

Hier lag alles verwirrt und unordentlich durcheinander, und es<br />

sah in diesem Haus nicht anders aus, als wie bei uns etwa gegen<br />

Ostern oder Michaelis, wenn Leute ausziehen wollen und ihren<br />

Hausrat und die Möbeln unordentlich untereinander hinzuwerfen<br />

gewohnt sind. Ich fing schließlich an, diese Weltweisen

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