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Niels Klims unterirdische Reise

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dieses Beiwort auch erhalten, wie Alexander, Pompejus und Cäsar,<br />

mit Klim verglichen werden sollten, so würden sie gegen<br />

mich nur als kleine Lichter anzusehen sein. Alexander hat zwar<br />

die Morgenländer bezwungen, aber mit was für Soldaten? Mit<br />

lauter alten, erprobten und durch die Kriegsstrapazen abgehärteten<br />

Leuten, wie die Mazedonier zu den Zeiten seines Vaters<br />

Philipp. Ich aber habe weit mehr und grausamere Völker, als die<br />

Perser waren, in weniger Zeit als er überwunden und meinem<br />

Reich unterwürfig gemacht, und dies mit so einem Volk, das<br />

vor kurzem noch in der größten Unwissenheit steckte, und das<br />

ich selber erst hatte unterrichten müssen. Der Titel, dessen ich<br />

mich von der Zeit an bediente, lautete so: Nikolaus der Große,<br />

Gesandter der Sonne, Kaiser von Quama und Mezendorien, König<br />

in Tanachis, Alectorien, Arctonien, desgleichen in den mezendorischen<br />

und martinianischen Königreichen, Großherzog<br />

in Kispucien, Herr in Martinia, Canaliska usw.<br />

Nun hatte ich mein Königreich befestigt und es schien, dass<br />

ich durch mein Elend vollkommen glücklich geworden wäre.<br />

Aber man muss immer erst den Ausgang abwarten und niemanden<br />

vor seinem Ende glücklich preisen. Denn als ich zur<br />

höchsten Glückseligkeit und Macht gelangt war, die sich nur<br />

jemals ein Mensch einbilden und wünschen konnte, so ging<br />

mir’s ebenso wie anderen, die aus dem Staub und der Asche hervorgezogen<br />

und zu den höchsten Ehren erhoben worden waren.<br />

Denn jetzt dachte ich nicht mehr an meine früheren elenden<br />

Umstände, sondern ich wurde stolz und aufgeblasen, und anstatt<br />

dass ich meine Untertanen hätte lieben und mit Gelindigkeit<br />

regieren sollen, fing ich an, mich gegen alle Stände grausam<br />

und blutrünstig zu bezeigen. Die Untertanen, die ich mir<br />

bisher durch Leutseligkeit und freundliches Wesen verbunden<br />

gemacht hatte, sah ich nun als leibeigene Knechte und Sklaven<br />

an, dermaßen, dass niemand vor mich gelassen wurde, wenn er<br />

nicht vorher gleichsam fußfällig darum angehalten hatte, und<br />

wenn endlich doch jemand vor mich kam, so sah ich ihn kaum<br />

über die Achsel an, was die Gemüter in kurzem durchgängig

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