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Niels Klims unterirdische Reise

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ge vorzunehmen. Es gesellten sich daher zu einem Übel noch<br />

unzählige andere mehr, und ich geriet endlich in so elende Umstände,<br />

dass alle Sterblichen an meinem Beispiel lernen möchten,<br />

was für ein veränderliches Ding es um der Menschen Glück<br />

sei, und wie so kurze Zeit eine harte und gewaltsame Regierung<br />

dauern könne.<br />

Je strenger und grausamer ich nun anfing zu regieren, desto<br />

mehr nahm die Kaltsinnigkeit meiner Untertanen zu, und<br />

zwar nicht nur bei den Quamiten, sondern auch bei den anderen<br />

überwundenen Völkern, und da sie wahrnahmen, dass die<br />

Laster, denen ich ergeben war, sich zu meiner göttlichen Herkunft<br />

nicht reimten, und einem himmlischen Menschen oder<br />

einem Gesandten der Sonne nicht im Geringsten anstünden, so<br />

fingen sie an, alles genauer zu untersuchen, insbesondere aber<br />

die Ursache meiner Ankunft und die Umstände, in denen sie<br />

mich angetroffen hatten, als ich in diese Gegend gelangt war.<br />

Sie sahen nun ein, dass die erstaunlichen Dinge, die ich bisher<br />

verrichtet hatte, mehr von der Unwissenheit der Quamiten<br />

als meiner Kunst herrührten, zumal da sie befanden, dass ich<br />

in vielen Dingen geirrt habe, denn die Wolke der Unwissenheit<br />

hatte sich bereits ziemlich aus ihren Augen verloren. Insbesondere<br />

aber hatten die Kispucianer, als ein verschlagenes<br />

und scharfsinniges Volk, genau auf alles Acht gegeben, was ich<br />

begonnen hatte. Sie hatten bemerkt, dass unter den Befehlen,<br />

die ich hatte ergehen lassen, einige dermaßen abgeschmackt<br />

und ungereimt herausgekommen waren, dass ich meine große<br />

Unwissenheit in politischen Dingen allzu deutlich verraten<br />

hatte. Ihr Urteil war auch nicht unrecht: Denn da sich meine<br />

Lehrmeister nimmermehr hätten träumen lassen, dass ich einen<br />

Thron besteigen und das Zepter führen würde, so hatten<br />

sie mir vielmehr nur solche Unterweisungen gegeben, die sich<br />

etwa für einen künftigen Kirchendiener oder Kaplan schickten,<br />

als die für einen regierenden Fürsten gehörigen. Und meine<br />

Studien, die sich etwa über ein theologisches Lehrgebäude oder<br />

einige metaphysische Kunstwörter nicht erstreckten, schickten

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