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Niels Klims unterirdische Reise

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ßen nach dem Geschmack der Potuaner eingerichtet, dass sie<br />

sich nicht satt daran lesen konnten. Man sah an allen Ecken<br />

und Gegenden der Stadt gewisse Bäume umhergehen, welche<br />

die Beschreibung zu verkaufen hatten und sie mit folgenden<br />

Worten ausriefen: »<strong>Reise</strong>beschreibung des Hofläufers Scabba<br />

um die ganze Welt.« Durch diese glückliche Begebenheit wurde<br />

ich hochmütig und fing an, nach höheren Diensten zu streben,<br />

indem ich mir ein außerordentlich reiches Geschenk dafür<br />

einbildete. Als ich mich aber in meiner Hoffnung betrogen<br />

sah, übergab ich dem Fürsten aufs Neue eine Supplik, in der<br />

ich meine gehabten Bemühungen aufs Beste herausstrich und<br />

um eine anständige Vergeltung anhielt. Der Fürst, weil er von<br />

Natur gnädig und gütig war, wurde durch mein Bitten bewegt<br />

und versprach mir ganz gnädig, er wolle meiner gedenken, was<br />

er zwar auch tat, allein die ganze Gnade bestand in nichts weiter,<br />

als in einer Erhöhung meines jährlichen Solds. Ich hatte<br />

mir aber eine ganz andere Belohnung vorgestellt, daher wollte<br />

ich mit dieser Gnadenbezeugung nicht zufrieden sein. Doch<br />

obwohl ich durch häufiges Flehen und Bitten bei dem Fürsten<br />

nichts weiter herausbringen konnte, eröffnete ich meinen Herzenskummer<br />

dem Großkanzler. Dieser verständige Mann hörte<br />

meine Klagen mit der größten Leutseligkeit an und versprach<br />

mir seinen Beistand, erinnerte mich aber daran, ich solle lieber<br />

von einer so ungereimten Bitte absehen und nur selber die<br />

Schwäche meines Verstands überlegen: »Denn«, fuhr er fort,<br />

»die Natur ist dir nicht günstig gewesen und es fehlt dir an Gemütsgaben,<br />

wodurch der Weg zu wichtigen Staatsgeschäften<br />

gebahnt wird. Du musst nach demjenigen nicht trachten, was<br />

du nicht erlangen kannst, denn indem du dich anderen gleichstellen<br />

willst, vergisst du dich selbst darüber. Ja, wenn du dasjenige<br />

erhalten solltest, worum du so töricht bittest, so würde<br />

es dem Fürsten sehr übel ausgelegt werden und die Gesetze<br />

würden dadurch verletzt. Sei deshalb mit deinem Zustand zufrieden<br />

und lass die Hoffnung nach demjenigen nur fahren, was<br />

die Natur dir versagt hat.« Er erkannte meine Dienste zwar an

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