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Niels Klims unterirdische Reise

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7. KAPITEL<br />

Von der Regierungsform der Potuaner<br />

Das Fürstentum Potu ist erblich und die Erbfolge ist in gerader<br />

Linie schon ganze 1.000 Jahre fortgegangen, ja sie wird<br />

noch bis heute heiliglich beobachtet. Man findet zwar in den<br />

Jahrbüchern, dass die Potuaner einmal von der Erbfolge abgegangen<br />

sind, weil die gesunde Vernunft zu erfordern schien,<br />

dass die Fürsten an Klugheit und anderen Gemütsgaben ihre<br />

Untertanen übertreffen müssten. Es hielten daher einige für<br />

nötig, man müsste vielmehr auf die Tugend als auf den Vorzug<br />

der Geburt sehen und denjenigen zum Fürsten erwählen, der<br />

vor allen anderen diesen Vorzug verdiene. Sie hoben daher die<br />

alte Erbfolge auf und wählten durch einstimmige Wahl einen<br />

gewissen Weltweisen mit Namen Rabaku zum Fürsten über<br />

sich. Dieser regierte anfangs so klug und sanftmütig, dass seine<br />

Regierung ein Muster abgeben konnte, nach dem sich alle<br />

Regenten richten sollten. Allein diese löbliche Regierung war<br />

von kurzer Dauer, sodass die Potuaner endlich gar wohl einsahen,<br />

es sei falsch, was man insgeheim zu sagen pflegte, dasjenige<br />

Reich sei glückselig zu schätzen, das ein Philosoph beherrsche.<br />

Denn da die Tugenden des neuen Fürsten und die Kunst zu<br />

regieren, diejenige Ehrerbietigkeit und Majestät, so gleichsam<br />

die Stärke und eine Mauer der Republik ist, allein nicht zuwege<br />

bringen oder erhalten konnten, weil der neue Fürst von geringer<br />

Herkunft war, so konnten diejenigen, die vorher entweder<br />

seinesgleichen oder wohl noch vornehmer als er gewesen, kaum<br />

dahin gebracht werden, dass sie ihm den einem Fürsten sonst<br />

schuldigen Gehorsam erwiesen. Es geschah daher, sooft wie<br />

ihnen etwas Beschwerliches oder Wichtiges anbefohlen wurde,<br />

dass sie darüber murrten und sie machten keinen Unterschied<br />

zwischen dem Fürsten, der er jetzt war, und dem, der er vor<br />

seiner Erhöhung gewesen. Er musste daher gleichsam durch<br />

Liebkosungen alles von ihnen erbetteln. Jedoch richtete er mit

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