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UNDERDOG #67

Schwerpunkt: Anti everything

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IMMER NUR DAGEGEN

KOLUMNE

Nicht alles mitmachen und nicht mit der

Masse mitmarschieren, nur, weil es von dir

erwartet wird. Nichtin den Spielmannszug

eintretenundnicht zur Bundeswehr wie mein

großer Bruder, weil ich es wie Alfred Einstein

halte:

„Wenn einer mit Vergnügen in Reih und Glied zu einer

Musik marschieren kann, dann verachte ich ihn schon; er

hat sein großes Gehirn nur aus Irrtum bekommen, da für

ihn das Rückenmark schon völlig genügen würde.“

N I E T S N I E D E R F L A

12

In einer Kleinstadt wie Wildeshausen, wo

Tradition und Heimatpflege (sic!)

großgeschrieben wird, wo die Teilnahme und

Mitgliedschaft beim Schützenfest und

Spielmannszug Grundvoraussetzung

gesellschaftlicher Teilhabe und Akzeptanz ist,

war mir dieses Treiben immer schon suspekt.

Bereits als Jugendlicher wurde mir als

Zaungast der Eindruck vermittelt, dass

zumeist männliche Sauftrupps für einige Tage

ihre Berechtigung zum Saufen und Kotzen in

der Öffentlichkeit bekommen. Einen

Freifahrtschein für einen hemmungslosen

Alkoholkonsum, der – verknüpft an Tradition

und Heimatpflege – seit Jahrhunderten schon

in der Agenda der Volksfeste (sic!)

festgeschrieben ist:

„Die fünfte Jahreszeit ruft zum Gildefest in

Wildeshausen auf den Marktplatz. Das Fest wird

dank seiner alten und geliebten Tradition wieder

tausende Besucher in seinen Bann ziehen.

Festzelt und Marktplatz füllen sich mehrere Tage

mit Leben und lassen mit Musik,

Getränken und Gaumenschmaus das Gildefest

zum Highlight des Jahres in Wildeshausen

werden. Auch Fanfarenzüge und Paraden dürfen

bei einer solchen Veranstaltung nicht fehlen. Sie

huldigen dem neugewählten König. Ein Fest ganz

nach Motto der Stadt: ‚Ein Wildeshauser hat

immer eine Tagesration Tradition im Rucksack‘.“

(© FuM)

Diese Tradition schließt Frauen* aus, denn in

Wildeshausen sind und dürfen nur Männer in

der sogenannten Schützengilde Mitglied sein

und werden. Frauen* dürfen allenthalben die

sogenannten Kompanien bewirten oder

haben als des Schützenkönigs Frau keinerlei

Rechte, außer die Repräsentations-Aufgabe,

sich an die Seite des Mannes zu stellen, zu

winken und zu lächeln. Darüber hinaus kann

in Wildeshausen auch niemals eine Frau

Bürgermeisterin werden, weil der

Bürgermeister auch zugleich der General der

Gilde ist, wo Frauen* ausgeschlossenen sind.

In den Statuten zur Wildeshauer

Schützengilde heißt es:

„Neben dem Gildefest verbindet Gilde und Stadt

aber auch eine weitere traditionelle

Veranstaltung, das Schaffermahl. Hierbei

handelt es sich um ein Heringsessen mit

anschließendem Tabakskollegium, welches seit

1978 - nach über dreieinhalb Jahrhunderten –

wieder jährlich veranstaltet wird. Ständige

Teilnehmer dieses Ereignisses sind die Mitglieder

des Rates der Stadt sowie die Mit-

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