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UNDERDOG #67

Schwerpunkt: Anti everything

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Über das Thema

zeigen Beispiele, die ihr

tatsächliches subversives Potenzial

behalten, die von Veränderungen

und Prozesse gekennzeichnet sind,

an denen die Akteure aktiv

teilhaben und mitgestalten. Punk

im weitesten Sinne besitzen

rebellische, widerständische

Merkmale und können durchaus

gegen die Vermarktungsstrategie

der Massenkultur bestehen.

Mit stilistischen Eigenheiten wie

Musik, Kleidung und dem in der

Ideologie verankertem

Wiederstandpotenzial können

Strategien innerhalb der Subkultur

vorherrschen oder entwickelt

werden, um sich gegen die

Massenkultur abzuheben. Hierbei

spielen sowohl die innerhalb der

Studenten- und Kunstszene, der

englischen Arbeiterklasse und der

politischen Linken zu suchenden

Wurzeln des Punk-Rock, das erste

Auftauchen von Punks in den

frühen 70er Jahren, als auch die

Weiterentwicklung in eine

zunehmend politische Richtung des

Phänomens in Großbritannien, den

USA und Europa eine Rolle.

Wie wird also durch Konsum innerhalb der

Massenkultur eine eigene, autonome Identität

als Subkulturangehöriger geschaffen und

aufrechterhalten? Wie werden Konsumartikel,

welche für die Masse bestimmte Bedeutung

haben, von der Subkultur aufgegriffen und

transformiert? Herrschen innerhalb der

Subkultur andere Konsumpräferenzen?

Inwiefern ist die Subkultur ein Teil der

Massenkultur? Ändern sich die dem Punk

zugrunde liegenden Ideologien, sobald sie

mitsamt den restlichen Stilmitteln der

Subkultur auf ebay ersteigert werden können

oder bei H&M an der Kleiderstange hängen?

Ist Punk-Revival Ausverkauf oder Einstieg für

nachkommende Anhänger? All dies sind

Fragen, die während eingehenden

Nachdenkens über den Marktwert von Punk

aufkommen.

In meiner Kolumne skizziere ich das Anders-

Sein aber nicht nur als einen widerständigen

Akt, sondern als ein Konstrukt, sich auf eine

spezifische Weise selbst zu modellieren und in

der Folge einen moralischen Maßstab zu

entwickeln, sich von anderen abzugrenzen und

zu unterscheiden. Das bedeutet auch, sich

selbst zu inszenieren. Wo wir wieder zunächst

bei Äußerlichkeiten und anti-sozialem

Verhalten angelangt sind. „Wer sich bewusst

unmodern trägt oder benimmt, erreicht das

damit verbundene Individualisierungsgefühl

nicht eigentlich durch eigene individuelle

Qualifikation, sondern durch bloße Negation

des sozialen Beispiels(…).“ (Georg Simmel)

Nun, ist Anders Sein eine unmoderne,

destruktive Haltung oder lässt es zu,

Alternativprogramme zu entwickeln –

diskursorientiert und strategisch – ein Moment

antizipierender Planung? Programme und

Widerstände, Strategien und Taktiken gehören

unterschiedlichen Wissens- und

Handlungsordnungen an: Anders zu sein ist

keine Technik, sondern ein Störfall, der

Unterbrechungen markiert, Dinge in Unordnung

bringt und hieraus manchmal eine Bewegung

entsteht.

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