UNDERDOG #67
Schwerpunkt: Anti everything
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Als Privatperson halte ich
zudem Vorträge zu
verschiedenen Themen – so
z. B. zum Nahost-Konflikt,
zu den Morden an Punks in
Deutschland seit 1990 oder
zur Überwachung linker
Bands durch den
sächsischen
Verfassungsschutz.
Unterm Strich wird also
deutlich, dass mir
Aufklärungs- und
Bildungsarbeit sehr am
Herzen liegt, da ich in der
Vermittlung von Wissen
die Grundlage sehe, die
eigene Sicht auf die Welt
zu überdenken, zu
verändern und zu
erweitern.
Mika: „Punk“ ist
eine Einstellung und eine
Idee. Alle paar Jahre
stolpere ich über eine
Artikel (meistens im
Feuilleton), in dem
irgendein ca. 30-jähriger
Typ vom „Ende des Punks“
schreibt. Aber eine Idee –
egal ob gut oder schlecht –
ist nicht tot zu kriegen.
Und so auch Punk. Ich
glaube, dass auch heute
noch Menschen die Musik,
die Idee, den Spirit
erkennen können und
einen Weg finden, diesen
für sich zu leben! Das kann
ein Mädchen auf dem Land
sein, das Bikini Kill
entdeckt, dass kann ein
Junge sein, der aus seiner
Nazi-Umgebung ausbricht,
weil er Punkbands
kennenlernt, etc. Daher
bin ich – in sehr kleinem Umfang – immer noch
gerne Teil einer „Punk-Community“, da ich immer
wieder spannende Personen, spannende
Geschichten kennenlernen darf. Ich beteilige mich
über das Schreiben für Fanzines, indem ich durch
Kolumnen, Kurzgeschichten und Interviews
versuche über den Tellerrand zu schauen, neue
Dinge zu lernen und andere neugierig zu machen
auf andere Bands, Labels, Fanzines und/oder Ideen.
Dabei versuche ich vor allem, Punk als globales
Phänomen zu verstehen und diese Art von
internationaler Solidarität weitergeben. Darüber
hinaus unterstütze ich Freund*innen (v.a. aus den
Philippinen) bei der Veröffentlichung von Platten,
bestelle meine eigenen Platten in der Regel bei
Szene-Mailordern und versuche auch Geld in der
Szene zu lassen.
Die größte Herausforderung ist wahrscheinlich,
dass es „die“ Punk-Community nicht gibt und die
Szene in viele Sub-Szenen, Genres und Cliquen
zersplittert ist. Es gibt meines Wissens weder
relevante Internetplattformen noch Fanzines, die
eine Debattenkultur abbilden können (oder gar
wollen). Als jemand, der viele Zines liest, wäre das
potenziell ein Ort, für eine Debattenkultur, für das
Reflektieren von Positionen. Ein sehr gutes Beispiel
war zum Beispiel die Diskussion im letzten Human
Parasit zwischen Herausgeber Bäppi und Pascow
über Kommerzialisierung (never ending Thema). Im
Plastic Bomb hätte ich mir eine Debatte um das
Vorwort von Swen Bock gewünscht. Ronja hat das
aber immerhin eine Ausgabe später aufgegriffen
und ich kann ihre Frustration mit der Debatte auch
voll und ganz nachvollziehen.
(Anmerkung: Es ging hierbei darum, dass P.B.-
Mitgründer Sven Bock die „Grrrls, Flinta to the
front“-Forderung im Rahmen der #PunkToo-
Debatte als das neue „Herrenmensch-Prinzip“
betrachtet, was Ronja dazu veranlasst hatte, sein
Vorwort zu streichen/zensieren).
Wie viel und welche von deinen rebellischen
Ideen/Idealen von früher sind dir heute noch
wichtig oder ist dir das heute nicht mehr wichtig,
weil du selbst angepasst und bürgerlich
geworden bist?
Mareike: Alle! Angepasst und bürgerlich?
Muuuhaaahaaa (UltrabrutalerLachanfall!). Nicht
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