UNDERDOG #67
Schwerpunkt: Anti everything
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Queer(feminist)Punk: an anti-social story
Im Verlauf spreche ich von der
queeren Community. Was ist diese
queere Community überhaupt, und
wie wird man Teil davon?
Das ist eine schwierige Frage. Es
gibt sicher zahlreiche Antworten darauf,
aber für mich ist die queere Community
eine sozial und kulturell lose verbundene
Gruppe von Menschen, die
Heteronormativität und den Zwang zur
Zweigeschlechtlichkeit ablehnen
und/oder jenseits davon leben. Das ist
eine sehr breite Definition und umfasst
nicht nur jene Menschen, die eine
lesbische, schwule, bisexuelle,
trans*gender oder intersex Identität
haben, sondern auch viele andere, die
sich aus irgendwelchen Gründen dem
Modell der heterosexuellen und
zweigeschlechtlichen Norm, oder auch
anderen körperlichen Normen nicht
unterwerfen wollen oder können.
Was diese queere Community, oder die
diversen verschiedenen queeren
Communities, die ich kennengelernt habe
oftmals zusammenhält ist, dass die
Menschen, die sich ihrer zugehörig
fühlen, die Gewalt an dem System der
weißen ableistischen heterosexuellen
zweigeschlechtlichen Normen aufzeigen
und bekämpfen. Und genauso wichtig:
die verschiedenen Communities bilden
alternative Strukturen, um sich
gegenseitig aufzufangen, wenn die
sozialen Netze der heteronormativen
Normgesellschaft versagen oder
gewaltvoll ausschließen. Neben den
essenziell lebensnotwendigen
Strukturen, oder als Teil davon,
organisiert sich die queere Community
um Community Centren, Cafes und Bars,
Veranstaltungsorte etc. Dort kann die
Community sich zusammenfinden,
austauschen, gemeinsam Musik machen
und genießen und auch konsumieren.
Auch wenn der Konsum nicht im Zentrum
steht, ist doch die Community für einige
ihrer Mitglieder auch Einkommensquelle.
»Die queere Schwarze und LatinX
Community und ihr wichtiger
emanzipatorischer Beitrag zu
Aktivismus und Theoriebildung ist in
der Geschichtsschreibung schnell
marginalisiert oder ganz vergessen
worden.«
Kathi, würdest du von dir behaupten,
dass du schon immer queer warst?
Wann ist dir das Wort „queer“ zum
ersten Mal im Leben aufgeploppt?
Irgendwie war ich sicher schon
immer queer, wenn queer aus-der-Normherausfallend
heißt. Im Sinne von
sexueller Nichtnormativität und explizit
sexuell konnotierter Kritik an der
heteronormativen Zweigeschlechtlichkeit
ist mir der Begriff allerdings erst viel
später, während meines Studiums
begegnet und ich habe angefangen mich,
als queer zu bezeichnen. Ich mag an dem
Begriff queer, dass er über die engen
Identitätskategorien schwul, lesbisch,
bisexuell weit hinausgeht und eben nicht
nur oder nicht vorwiegend Identitäten
bezeichnet, sondern eben die Kritik an
dem Prozess der Kategorisierung und an
dem Zwang sich entweder als
heterosexuell oder schwul/lesbisch,
entweder männlich oder weiblich zu
identifizieren (mit allem was
dazugehört). Das fand ich so radikal
damals, weil es einfach aufgeräumt hat
mit dem Biologismus (als „Frau“ musst
du so und so sein… also „Lesbe“ so und
so...), der mich mein Leben lang
frustriert hat. Queer erlaubt für fluide
Identitäten und bietet trotzdem einen
Begriff, mit dem sich Menschen politisch
identifizieren und unter dem sie sich
zusammenschließen können.
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