UNDERDOG #67
Schwerpunkt: Anti everything
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Queer(feminist)Punk: an anti-social story
Was im Nachhinein tragisch ist, ist, dass
ich damals keine Ahnung hatte, dass der
Begriff von der Straße her kommt und
ursprünglich von Afrikan Americans,
People of Color, von Schwarzen und
LatinX Drag Queens, Sexarbeiter*innen
und Trans*personen angeeignet wurde.
Erst danach haben sich die weißen
Aktivist*innen von Queer Nation und
danach die Akademiker*innen an den
Begriff gemacht. Die queere Schwarze
und LatinX Community und ihr wichtiger
emanzipatorischer Beitrag zu Aktivismus
und Theoriebildung ist dann in der
Geschichtsschreibung schnell
marginalisiert oder ganz vergessen
worden.
Deine Eltern haben immer gesagt,
dass du nicht immer nur dagegen
sein kannst, das sei nicht produktiv
und deine anti-soziale Theorie sagt:
‚Genau! Darum geht es ja.‘ Warum
weigerst du dich, produktiv zu sein?
Oh, I wish…Ja, das Ziel ist
tatsächlich nicht produktiv zu sein, im
Sinne von: nicht das System erhalten,
dass dich kaputt macht. Aber dieses
verflixte System ist leider so neoliberal
flexibel, dass meine Anstrengungen es zu
dekonstruieren meist nur zu seiner
Erhaltung beitragen. Anti-sozial queer
sein heißt für mich tatsächlich gegen die
derzeitigen sozialen Verhältnisse und
Normen ankämpfen. Keine nukleare
Kleinfamilie zu gründen, die den Staat
erhält. Lieber queere Netzwerke
knüpfen, in denen Menschen, die aus der
weißen Mittelschicht, aus der weißen
österreichischen Normgesellschaft
herausfallen einen Platz finden. Gerade
jetzt bedeutet anti-sozial und queer zu
sein für mich auch gegen die
österreichische Abschiebungspolitik zu
protestieren. Sich gegen den
rassistischen, anti-Muslimischen und
anti-migrantischen Diskurs zu stellen.
Nicht zuletzt bedeutet es gerade auch,
sich gegen den neoliberalen
Individualismus zu stellen, der plötzlich
alle zu Autoritätskritiker*innen macht,
damit sie sich nicht den vulnerabelsten
Menschen zuliebe gegen COVID impfen
lassen müssen.
Anti-sozial und nicht produktiv sein,
heißt für mich auch – und hier halte ich‘s
mit der großartigen Sarah Ahmed – ein
queer feminist Killjoy, also eine
Spielverderber*in zu sein. Das fängt
beim ganz Kleinen an, zum Beispiel beim
nicht einfach Weghören, wenn irgendwer
einen rassistischen oder antimigrantischen
Witz macht oder im Alltag
rassistische oder sexistische Sprache
verwendet. Oder, wenn jemand das
falsche gender für eine Person
verwendet.
Anti-sozial und unproduktiv zu sein heißt
einfach viele gesellschaftliche Regeln
und Normen zu „verletzten“, zu umgehen
oder anzugreifen, die die weiße
heteronormative zweigeschlechtliche
Mehrheitsgesellschaft privilegieren und
alle anderen diskriminiert. Das geht auch
sehr tief in den rechtlichen Bereich
hinein, denn das Recht ist einer der
wichtigsten Normerhalter*innen.
Song: Fagetarian and Dyke
Team Dresch
»Well how do I do, not good, fuck
me
I spent the last ten days of my life
not getting any sleep
Well how do I do, I don't, fuck you
I spent the last ten days of my life
searching for you
What have you
I heard, I heard everything
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