31.07.2022 Aufrufe

UNDERDOG #67

Schwerpunkt: Anti everything

Schwerpunkt: Anti everything

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Queer(feminist)Punk: an anti-social story

Was im Nachhinein tragisch ist, ist, dass

ich damals keine Ahnung hatte, dass der

Begriff von der Straße her kommt und

ursprünglich von Afrikan Americans,

People of Color, von Schwarzen und

LatinX Drag Queens, Sexarbeiter*innen

und Trans*personen angeeignet wurde.

Erst danach haben sich die weißen

Aktivist*innen von Queer Nation und

danach die Akademiker*innen an den

Begriff gemacht. Die queere Schwarze

und LatinX Community und ihr wichtiger

emanzipatorischer Beitrag zu Aktivismus

und Theoriebildung ist dann in der

Geschichtsschreibung schnell

marginalisiert oder ganz vergessen

worden.

Deine Eltern haben immer gesagt,

dass du nicht immer nur dagegen

sein kannst, das sei nicht produktiv

und deine anti-soziale Theorie sagt:

‚Genau! Darum geht es ja.‘ Warum

weigerst du dich, produktiv zu sein?

Oh, I wish…Ja, das Ziel ist

tatsächlich nicht produktiv zu sein, im

Sinne von: nicht das System erhalten,

dass dich kaputt macht. Aber dieses

verflixte System ist leider so neoliberal

flexibel, dass meine Anstrengungen es zu

dekonstruieren meist nur zu seiner

Erhaltung beitragen. Anti-sozial queer

sein heißt für mich tatsächlich gegen die

derzeitigen sozialen Verhältnisse und

Normen ankämpfen. Keine nukleare

Kleinfamilie zu gründen, die den Staat

erhält. Lieber queere Netzwerke

knüpfen, in denen Menschen, die aus der

weißen Mittelschicht, aus der weißen

österreichischen Normgesellschaft

herausfallen einen Platz finden. Gerade

jetzt bedeutet anti-sozial und queer zu

sein für mich auch gegen die

österreichische Abschiebungspolitik zu

protestieren. Sich gegen den

rassistischen, anti-Muslimischen und

anti-migrantischen Diskurs zu stellen.

Nicht zuletzt bedeutet es gerade auch,

sich gegen den neoliberalen

Individualismus zu stellen, der plötzlich

alle zu Autoritätskritiker*innen macht,

damit sie sich nicht den vulnerabelsten

Menschen zuliebe gegen COVID impfen

lassen müssen.

Anti-sozial und nicht produktiv sein,

heißt für mich auch – und hier halte ich‘s

mit der großartigen Sarah Ahmed – ein

queer feminist Killjoy, also eine

Spielverderber*in zu sein. Das fängt

beim ganz Kleinen an, zum Beispiel beim

nicht einfach Weghören, wenn irgendwer

einen rassistischen oder antimigrantischen

Witz macht oder im Alltag

rassistische oder sexistische Sprache

verwendet. Oder, wenn jemand das

falsche gender für eine Person

verwendet.

Anti-sozial und unproduktiv zu sein heißt

einfach viele gesellschaftliche Regeln

und Normen zu „verletzten“, zu umgehen

oder anzugreifen, die die weiße

heteronormative zweigeschlechtliche

Mehrheitsgesellschaft privilegieren und

alle anderen diskriminiert. Das geht auch

sehr tief in den rechtlichen Bereich

hinein, denn das Recht ist einer der

wichtigsten Normerhalter*innen.

Song: Fagetarian and Dyke

Team Dresch

»Well how do I do, not good, fuck

me

I spent the last ten days of my life

not getting any sleep

Well how do I do, I don't, fuck you

I spent the last ten days of my life

searching for you

What have you

I heard, I heard everything

34

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!