UNDERDOG #67
Schwerpunkt: Anti everything
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Queer(feminist)Punk: an anti-social story
Heteronormativität und binäre
Zweigeschlechtlichkeit als miteinander
verwobene Systeme, die sich gegenseitig
bedingen und hervorbringen erkennen
kann ist dafür unumgänglich. Nur eine
queere Bewegung, die versteht, dass sie
gegen Heteronormativität, Rassmismus,
Anti-Migrantismus, Sexismus, Klassimus,
Anti-Semitismus und Anti-Muslimische
Ressentiments in deren Verschränkung
kämpfen muss, kann wirklich
gesellschaftliche Ordnungen sprengen
und neue entstehen lassen. Die weiße
nukleare Kleinfamilie, der Staat,
nationale Grenzen, sie alle sind
Systemteile, die von diesen „-ismen“
getragen werden und nur ihre
Dekonstruktion kann zu einer wirklich
egalitären Gesellschaft führen.
»Nur eine queere Bewegung, die
versteht, dass sie gegen
Heteronormativität, Rassmismus, Anti-
Migrantismus, Sexismus, Klassimus,
Anti-Semitismus und Anti-Muslimische
Ressentiments in deren
Verschränkung kämpfen muss, kann
wirklich gesellschaftliche Ordnungen
sprengen und neue entstehen
lassen.«
Und wo siehst du Verknüpfungen
zwischen Queer und Punk im Kontext
anti-sozialer Theorien?
Das Wort punk war
(wahrscheinlich) historisch sexuell
konnotiert und hat anale Penetration von
Männern angedeutet – daher rührt erst
seine abwertende Verwendung. Queerer
Sex ist also wortetymologisch bereits
angelegt und queere Punks wie G.B.
Jones 2 haben sich seit den 1980ern stark
2 G.B. Jones (geb. 1965 in Bowmanville, Ontario,
Kanada) ist eine Künstlerin, Filmemacherin,
auf diese historischen Bedeutungen
bezogen. Das war vor Allem auch eine
Provokation gegenüber der männliche
dominierten homophoben und misogynen
machoiden Hardcoreszenen. Auch vor
den 1980ern und der Erfindung des
Wortes Homocore, das auch unter
anderem auf Jones und Bruce LaBruce
zurückgeht, waren Queers immer schon
wichtiger Teil der Punk Bewegung und
sind es auch heute noch.
Für mich ist Punk ein ebenso radikales
Projekt wie Queer: Beide Bewegungen
feiern eine Position jenseits
gesellschaftlicher Normen und
anerkannten sozialer Formen und
zelebrieren den Außenseiter*innenstatus.
Punks und Queers geht es nicht um
gesellschaftliche Inklusion, sondern um
die Zerstörung der gewaltvollen Normen
und Regeln, die die Normgesellschaft
und ihre sozialen Institutionen
ermöglichen und aufrechterhalten. In
diesem Sinn sind Queers und Punks antisozial:
sie scheißen auf die Konvention,
die das soziale Leben ausmachen. Aber,
wie schon vorhin angesprochen, stimme
ich nicht mit Edelman überein, dass es
nicht alternative Formen des Sozialen
geben kann. In meiner Erfahrung gehen
Punks und Queers viel mehr auf die
Bedürfnisse ihrer Mitmenschen ein und
sind weniger egoistisch als jene, die auf
der unbedingten Einhaltung von Regeln
und sozialen „Gesetzen“ bestehen.
Edelman sieht Punks nicht als anti-sozial.
Er sieht sie als Betrüger oder Schwindler,
die anti-soziale Rhetorik für sozial
politische Zwecke verwenden und
dadurch notwendigerweise das soziale
System bedienen. Im Gegensatz dazu
sehe ich die anti-sozialen Diskurse von
Musikerin und Herausgeberin von Zines. Jones'
Zeichnungen erlangten erstmals Bekanntheit, als sie
in dem in Toronto ansässigen Queer-Punk-Zine J.D.s
veröffentlicht wurden, das sie zusammen mit Bruce
LaBruce herausgab.
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