UNDERDOG #67
Schwerpunkt: Anti everything
Schwerpunkt: Anti everything
- TAGS
- queer punk
- fanzine
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Gegen toxische Männlichkeit und das Patriarchat:
Girls, Femmes, Flinta* to the front
aufgetan haben, die Identität als etwas
zu betrachten, das sich im Laufe der Zeit
verändern kann, was zunächst
überwältigend erscheinen kann, weil wir
so lange darauf sozialisiert wurden, uns
auf eine bestimmte Weise zu verhalten,
wie ein guter Junge oder ein nettes
Mädchen, und den Schein zu wahren.
Aber wenn das alles nicht mehr stimmt,
womit können und wollen wir uns dann
noch identifizieren? Wer wollen wir
wirklich sein? Wie können wir uns von all
diesen verinnerlichten
Geschlechterstereotypen befreien, um
herauszufinden, wie eine
„authentischere“ Art des Seins aussehen
würde? Wie erkennt man den
Unterschied zwischen dem, was einem
beigebracht wurde, wie man zu fühlen
und zu sein hat, und dem, was man
wirklich fühlt und sein möchte?
Wie haben deiner Meinung nach
neue feministische Theorien und
Praktiken die Situation von Frauen*
im Musikgeschäft verändert? Könnt
ihr Beispiele nennen?
Gudrun (Bass): Ich denke, meine
vorherige Antwort kann als Hintergrund
dienen, um die besondere Richtung
aufzuzeigen, in die sich neue
feministische Theorien und Praktiken
bewegen. Was speziell das Musikgeschäft
angeht, gibt es meiner Meinung nach
derzeit viele Künstlerinnen – sowohl im
Mainstream als auch im Underground –
die ihre Kreativität nutzen, um eine
Antwort auf die Fragen zu finden, mit
denen ich zuvor geendet habe. Als
herausragende Beispiele für die
Veränderung der
Geschlechterverhältnisse können sie uns
dazu anregen, unser eigenes binäres
Denken kritisch zu hinterfragen und nach
einem Weg jenseits der verschiedenen
Dichotomien zu suchen, die ein
vergeblicher Versuch sind, den
komplexen Gegebenheiten der Realität
einen Anschein von Ordnung zu
verleihen. Und die natürlich nicht nur
dazu dienen, ein Gefühl von Ordnung zu
schaffen, sondern bewusst als Mittel
eingesetzt werden, um Kontrolle zu
erlangen, um zu bestimmen, was richtig
und wahr ist. Ein Beispiel dafür ist der
nicht-binäre britische Punk-Künstler
Jacob V Joyce, der in der Band
Screaming Toenail aktiv ist, aber auch
Zines und viele andere wirklich coole
Kunstwerke macht.
Ich merke, dass ich mich von dieser
spezifischen Frage nach Frauen* in der
Musik wegbewege. Wenn du dich dafür
interessierst, empfehle ich dir die
Lektüre verschiedener Autobiografien,
wie z.B. Kim Gordons „Girl in a Band“, in
der sie erklärt, dass der Titel eine
Anspielung darauf ist, dass ihr von
Interviewern immer wieder die gleiche
Frage gestellt wird, nämlich: „Wie ist es,
ein Mädchen in einer Band zu sein?“. Ich
bin mehr daran interessiert, zu
69