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Dissertation Martin Krause.pdf - KLUEDO - Universität Kaiserslautern

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aufgeführten Strategien zur Optimierung von Wirt-Gast-Systemen mit intrinsischen Limitationen<br />

behaftet sind, welche in den folgenden Abschnitten näher betrachtet werden.<br />

1.1 Enthalpie-Entropie-Kompensation<br />

Die Idee, möglichst viele direkte Wechselwirkungen zwischen Wirt und Gast zu realisieren, kann nur<br />

bedingt von Erfolg sein. Dies wird durch das folgende Beispiel veranschaulicht. Die Aktivität des<br />

bereits hochwirksamen HIV-1 Protease Inhibitor KNI-10033 (Abb. 1.2a, oben) sollte durch Einführen<br />

einer Sulfonamid-Gruppe, welche eine zusätzliche Wasserstoffbrücke zu dem Protein ermöglicht,<br />

weiter gesteigert werden. 33 Thermodynamische Messungen zeigten tatsächlich, dass das entsprechende<br />

Derivat KNI-10075 (Abb. 1.2a, unten) enthalpisch um 3.9 kcal/mol besser an das Protein bindet, was<br />

die Erhöhung der Bindungsstärke durch die zusätzliche Wasserstoffbrücke widerspiegelt. Dieser<br />

Gewinn wird aber komplett durch einen entropischen Verlust ausgeglichen, was insgesamt zu einer<br />

ungefähr gleichen Bindungsaffinität bei beiden Inhibitoren führt (Abbildung 1.2b).<br />

a) b)<br />

N<br />

N<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

H<br />

N<br />

H<br />

N<br />

O O<br />

S<br />

S<br />

O<br />

O<br />

N<br />

H<br />

OH<br />

O O<br />

N<br />

H<br />

OH<br />

N<br />

N<br />

S<br />

S<br />

HO<br />

O<br />

N<br />

H<br />

O HO<br />

N<br />

H<br />

∆H kcal/mol<br />

Abbildung 1.2: a) Chemische Strukturen der HIV-1 Protease Inhibitoren KNI-10033 (oben) und KNI-10075<br />

(unten); b) Auftragung von ∆H gegen -T∆S von KNI-10033 (blauer Punkt) und KNI-10075 (roter Punkt), die<br />

eingezeichnete diagonale Hilfslinie beschreibt Punkte gleicher freier Bindungsenthalpie ∆G.<br />

Dieses Phänomen, dass enthalpische Gewinne durch etwa gleich große entropische Verluste und<br />

umgekehrt ausgeglichen werden, wird als Enthalpie-Entropie-Kompensation bezeichnet. 34 Die<br />

Ursache für diese Kompensation liegt in der gegensätzlichen Natur von Bindung und Bewegung. Ein<br />

Bindungsprozess verläuft dann spontan, wenn es zu einer Enthalpieabnahme und einer<br />

Entropiezunahme kommt. Enthalpieabnahme ist durch eine starke Bindung gekennzeichnet. Eine<br />

Entropiezunahme ist dann zu beobachten, wenn sich die Zahl der Freiheitsgrade, also die molekulare<br />

Beweglichkeit (Rotation, Schwingung, Translation), erhöht. Bindet ein Gast an einen Wirt, so werden<br />

Translationsfreiheitsgrade und innere Rotationsfreiheitsgrade beider Bindungspartner eingeschränkt<br />

bzw. in Schwingungsfreiheitsgrade des Komplexes umgewandelt. Je stärker die Bindung (∆H wird<br />

negativer), desto größer die Einschränkung der Freiheitgrade (∆S wird negativer). Somit arbeiten<br />

Enthalpie und Entropie bei einer Bindung gegeneinander. Bei kovalenten Bindungen werden die<br />

entropischen Nachteile der Bindungsbildung normalerweise durch den günstigen Beitrag der<br />

enthalpischen Effekte weit übertroffen. Der Energiegewinn bei der Bildung einer nichtkovalenten<br />

3<br />

-8<br />

-9<br />

-10<br />

-11<br />

-12<br />

-13<br />

-14<br />

-15<br />

-7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1<br />

-T∆S kcal/mol

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