Blickpunkt Zukunft - Hochschule Hannover
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Das zweite Leben<br />
der Volksbühne <strong>Hannover</strong><br />
75 Jahre nach ihrer Gründung<br />
schließt die Volksbühne <strong>Hannover</strong><br />
e.V. ihre Pforten. Der<br />
Geschäfts nachlaß und die Bibliothek<br />
der traditionsreichen Einrichtung<br />
wurden in einer gemein -<br />
samen Aktion vom Kulturarchiv<br />
der Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />
und dem Seminar für Deutsche<br />
Literatur und Sprache der Universität<br />
(SDLS) als Dauerleihgabe<br />
übernommen.<br />
Die Präsidenten der drei hannoverschen <strong>Hochschule</strong>n unterzeichneten<br />
am 16. Oktober 1995 die Vereinbarung zur gemeinsamen Nutzung<br />
des Kultur archivs. v.l.n.r.: Prof. Peter Becker (HMTH), Prof. Dr. Dr. hc.<br />
mult. Hinrich Seidel (UH), Prof. Dr. Arno Jaudzims (FHH)<br />
Die Volksbühne <strong>Hannover</strong><br />
wurde am 12. April/11. Mai 1922<br />
anküpfend an die sozialdemokratische<br />
Losung „Die Kunst dem<br />
Volke" gegründet. Der anfängliche<br />
Mitgliederbestand von 5.600<br />
konnte bereits in den ersten beiden<br />
Monaten auf 10.000 gesteigert<br />
werden. Ein Kunstbeirat<br />
unter Vorsitz von Theodor Lessing<br />
entschied über die Auswahl<br />
der Inszenierungen, die den Mitgliedern<br />
angeboten und die in<br />
einem Mitteilungsblatt besprochen<br />
wurden.<br />
journal s. 14<br />
In den ersten zehn Jahren<br />
wuchs die Mitgliedschaft auf über<br />
40.000, womit die Volksbühne<br />
<strong>Hannover</strong> den höchsten Organisationsgrad<br />
aller im Verband der<br />
deutschen Volksbühnenvereine<br />
zusammengeschlossenen Vereine<br />
aufwies. Im Zuge der nationalsozialistischen<br />
Machtergreifung<br />
wurde auch die Volksbühne <strong>Hannover</strong><br />
„gleichgeschaltet".<br />
Die nach dem 2.<br />
Weltkrieg neu<br />
gegründete Volksbühne<br />
konnte an die<br />
Mitgliederzahlen der<br />
30er Jahre nicht wieder<br />
anknüpfen. Die<br />
vereinseigene Zeitschrift<br />
„theater"<br />
jedoch wurde unter<br />
Henning Rischbieter,<br />
u.a. mit Beiträgen<br />
von Prof. Dr. Hans<br />
Mayer, zu einem streitbaren<br />
Forum „für das kulturelle Leben<br />
in <strong>Hannover</strong>". Die Mitgliederzahlen<br />
stabilisierten sich bei 20.000.<br />
In den 70er Jahren wurde das<br />
erste EDV-gestützte Kartenvermittlungssystem<br />
in der Bundesrepublik<br />
entwickelt, das 1974 von<br />
der Niedersächsischen Staatstheater<br />
<strong>Hannover</strong> GmbH übernommen<br />
wurde und bis heute als<br />
Basis der Abonnementsverwaltung<br />
dient. Die Kooperation mit<br />
dem Staatstheater schwächte<br />
jedoch die Mitgliederbindung der<br />
Volksbühne. Die Kartenvermittlungsfunktion<br />
der ältesten und<br />
größten niedersächsischen Besucherorganisation<br />
mußte daher<br />
zum Ende der Spielzeit 1994/95<br />
ebenso wie die Herausgabe der<br />
„theater"-Mitteilungen eingestellt<br />
werden. 1997 wurde auch die<br />
Geschäftsstelle der Volksbühne<br />
aufgegeben.<br />
Der Geschäftsnachlaß des Vereins<br />
inklusive einer umfangreichen<br />
Fotosammlung sowie die<br />
Vereinszeitschrift „theater" werden<br />
im Kulturarchiv an der <strong>Hochschule</strong><br />
archivalisch bearbeitet und<br />
für die wissenschaftliche Forschung<br />
und interessierte Öffentlichkeit<br />
erschlossen. Die Volksbühnenbibliothek<br />
mit ihrem<br />
interessanten Bestand an Zeitschriften<br />
und Büchern ist in die<br />
Arbeitsstelle Theater/Theaterpädagogik<br />
am SDLS<br />
integriert und steht für Forschung<br />
und Lehre in der Universität,<br />
aber auch für Interessierte<br />
von außerhalb zur Verfügung.<br />
Peter Stettner/Florian Vaßen