Blickpunkt Zukunft - Hochschule Hannover
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„Nach uns die <strong>Zukunft</strong>” oder „Vor uns die Sintflut”?<br />
Abstract:<br />
With an increasing specialization in the study courses, interdisciplinary and everyday topics are not given the<br />
room they need. The office of General Studies counteracts this tendency by offering a variety of activities<br />
and events open for students, staff and public.<br />
„Vorstellungskraft ist wichtiger als Wissen” Albert Einstein<br />
Einen Blick in die <strong>Zukunft</strong> zu werfen war seit<br />
jeher Wunsch der Menschen. Doch hatten früher<br />
Szenarien über die <strong>Zukunft</strong> länger Bestand, werden<br />
Prognosen und Utopien inzwischen immer schneller<br />
von der Wirklichkeit überholt.<br />
Kassandra ist durch den <strong>Zukunft</strong>sminister ersetzt,<br />
prophetische Warnungen wichen wissenschaftlicher<br />
<strong>Zukunft</strong>sforschung. Wie jedes Fin de siècle löst auch<br />
die nahende Jahrtausendwende Gefühle unterschiedlichster<br />
Art aus: berechtigte Sorgen und<br />
apokalyptische Ängste, Hysterie und Hoffnung,<br />
Endzeitstimmung und Fortschrittsgläubigkeit.<br />
Peilend zwischen <strong>Zukunft</strong>soptimismus und<br />
Realitätsflucht bewegt sich der gesellschaftliche<br />
Mainstream des „weiter-so-auf-wessen-Kostenauch-immer“.<br />
Eine wachsende virtuelle Gemeinde<br />
von Netz-Nutzern, der zunehmende Hang zum<br />
Cocooning, Cyborgs und Klone - gewöhnen wir<br />
uns an Vorgriffe auf Szenarien, in denen sich auf<br />
einem unwirtlichen Planeten das Leben in virtuelle<br />
oder galaktische Welten verlagert? Erwarten wir<br />
eine Überwindung aller zentralen Probleme auf<br />
dem Weg des unbegrenzten technologischen Fortschritts?<br />
Erhoffen wir den Sieg ökologischer<br />
Vernunft? Träumen wir von paradiesischen Verhältnissen<br />
auf einem Planeten Gaia? Fliehen wir vorzugsweise<br />
ins digitale Nirwana?<br />
Welche <strong>Zukunft</strong> schaffen wir uns, welche erhoffen<br />
wir? Wo liegen Schaltstellen künftiger Entscheidungen?<br />
Es bietet sich an, die nahende Jahrtausendwende<br />
- jenseits von Milleniumseuphorie oder<br />
Endzeitangst - zu einer kollektiven Besinnung über<br />
blickpunkt s. 22<br />
die Herausforderungen und Spielräume der <strong>Zukunft</strong><br />
wie auch zu einer Überprüfung eigener <strong>Zukunft</strong>sentwürfe<br />
zu nutzen.<br />
Im Unterschied zu den <strong>Zukunft</strong>sängsten vergangener<br />
Jahrhunderte fehlen heute jene Modelle beruhigender<br />
Gewißheit, daß dem Schrecken eine jenseitige<br />
Erlösung folgt. Im Gegenteil. Nie zuvor in der<br />
Geschichte hat sich die Menschheit in die bedrohliche<br />
Lage manövriert, sich selbst per Knopfdruck<br />
vernichten zu können. Und: nie zuvor hatten technische<br />
Entwicklungen derart tiefgreifende und irreversible<br />
Folgen für zukünftige Generationen, denen<br />
damit nicht zu verantwortende Hypotheken auferlegt<br />
werden. Die Gewißheit, daß unsere Lebensund<br />
Wirtschaftsweise weder zukunftsfähig noch auf<br />
die übrige Weltbevölkerung übertragbar ist, macht<br />
einen breiten Diskurs über Konzepte für ein Überleben<br />
dieses Planeten und für ein menschenwürdiges<br />
Leben künftiger Generationen unverzichtbar. In<br />
einer Zeit pragmatischer und kurzsichtiger Reaktionen<br />
auf drängende aktuelle Probleme muß dieser<br />
Diskurs auch Utopien und Visionen einschließen,<br />
beziehen sie sich doch auf die <strong>Zukunft</strong>, entfalten<br />
aber ihre Wirkung schon in der Gegenwart. „Nichts<br />
anderes als Strategien des Handelns” nannte sie<br />
Bundespräsident Roman Herzog in seiner Berliner<br />
Rede. Für ihre Verwirklichung braucht es Menschen,<br />
die sie umsetzen, die neben Durchhaltevermögen<br />
auch die nötigen Kompetenzen mitbringen.<br />
In einer Zeit rasanter technologischer Entwicklun -<br />
gen und einschneidender politischer, wirtschaftlicher<br />
und sozialer Umbrüche kommt den <strong>Hochschule</strong>n<br />
heute eine besondere Verantwortung zu. Haben