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Diplomarbeit - Leben und Werk des Dichters Gottfried August Bürger

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Wie bei <strong>Bürger</strong>, so ist auch für Bourdieu die Autonomie <strong>des</strong> literarischen Fel<strong>des</strong> gegenüber dem Feld<br />

der Macht ein Merkmal, das jedoch historisch wandelbar ist. Bezogen auf die Logik der Ökonomie<br />

heißt das, dass<br />

die Dominanz <strong>des</strong> ökonomischen Kapitals <strong>und</strong> der ökonomischen Macht […] innerhalb der Logik <strong>des</strong><br />

literarischen Fel<strong>des</strong> ein ‚heteronomes‘ Prinzip [ist], dem etwa Massenliteratur verpflichtet scheint, der<br />

darum ein geringer symbolischer Stellenwert zukommt. 46<br />

Damit erfasst Bourdieu sehr genau den Doppelcharakter von Produkten <strong>des</strong> literarischen Fel<strong>des</strong>: Auf<br />

der einen Seite ihre Eigenschaft als ökonomische Ware, zum anderen aber ihre gerade nicht-<br />

ökonomische symbolische Bedeutung. Entscheidend ist die Wertung der beiden Seiten: Indem die<br />

Autonomie auch intern das Kennzeichen <strong>des</strong> literarischen Fel<strong>des</strong> ist, ist gerade die Akkumulation<br />

ökonomischen Kapitals verpönt, bzw. lediglich als Begleiterscheinung einer Akkumulation von<br />

symbolischen Kapital akzeptiert. Der symbolische Wert seinerseits wird im Feld von<br />

Konsekrationsinstanzen (Verlagen, Akademien) geschaffen <strong>und</strong> zirkuliert. Ein rein gewinnorientiertes<br />

Schreiben widerspräche der Logik <strong>des</strong> Fel<strong>des</strong> <strong>und</strong> würde sanktioniert. 47<br />

2.2.4. Zur Vermittlung von Einzelwerk <strong>und</strong> Feld<br />

Die Struktur <strong>des</strong> Fel<strong>des</strong> ist also einerseits durch seine Außenbeziehung bestimmt (für das literarische<br />

Feld ist dies wesentlich die Autonomie), andererseits aber durch die<br />

feldinterne Prägung durch das System der Positionen (als Positionen symbolischer Macht) <strong>und</strong> das<br />

System der Stellungnahmen (mittels <strong>Werk</strong>en oder theoretischer Aussagen), das seinerseits bedingt ist<br />

durch das Feld möglicher Optionen. 48<br />

Hier wird einerseits der Raum der Möglichkeiten angesprochen – das Einzelwerk ist örtlich <strong>und</strong><br />

zeitlich bestimmtes Resultat einer historischen Situation, andererseits aber innerhalb einer durch<br />

diese Parameter vorgegebenen Autonomie ist es nicht durch ökonomische oder soziale Faktoren<br />

determiniert. Andererseits ist die wichtigste epistemologische Annahme die Homologie zwischen<br />

dem System der Stellungnahmen <strong>und</strong> dem System der Positionen. Dadurch lassen sich die Akteure<br />

nach ihren literarischen oder theoretischen Aussagen im Feld verorten. Dabei wird bereits die<br />

Verschränkung der symbolischen <strong>und</strong> der strukturellen Sphäre deutlich, es werden stets<br />

einen kleinen Bereich sehr genau zu beschreiben <strong>und</strong> zu zeigen, wie Prozesse der Hegemonie (Gramsci) in der<br />

Literatur zu Stande kommen, also wie Subjekte aus ihrer spezifischen Position im Feld heraus die strukturellen<br />

Ungleichheiten in Kunstwerken kodieren <strong>und</strong> dabei Konventionen bestätigen <strong>und</strong>/oder unterlaufen.<br />

46 Jurt: Das literarische Feld, S. 90. – Bourdieu betont an anderer Stelle die Dominanz <strong>des</strong> Ökonomischen in<br />

Bezug auf andere Felder: „Tatsächlich ist der soziale Raum mehrdimensional, ein offener Komplex relativ<br />

autonomer, das heißt aber auch: in mehr oder minder großem Umfang in ihrer Funktionsweise wie ihrem<br />

Entwicklungsverlauf dem ökonomischen Produktionsfeld untergeordneter Felder.“ (Bourdieu: Sozialer Raum<br />

<strong>und</strong> Klassen, S. 32)<br />

47 Vgl. Jurt: Das literarische Feld, S. 92f.<br />

48 Jurt: Das literarische Feld, S. 93.<br />

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