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Diplomarbeit - Leben und Werk des Dichters Gottfried August Bürger

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Wie Alexander von Bormann resümiert, gingen die „Erfahrungen mit dem Konzept Volk […]<br />

sozusagen auf das Konzept Nation über, als Dialektik von Gegebenheit <strong>und</strong> Entwurf.“ 181 Die Konzepte<br />

wandeln sich, während sie „im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert vornehmlich im Gegensatz zum Begriff „Adel“, also in<br />

einem vertikalen Gegensatz zwischen unterschiedlichen Gesellschaftsschichten“ gebraucht wurden,<br />

so ändert sich dies nach 1800 <strong>und</strong> es gewinnt „eine horizontale, ethnische Taxonomie den Vorrang,<br />

wobei je<strong>des</strong> einzelne „Volk“ oder jede jeweilige „Nation“ sich im Unterschied zu anderen Völkern<br />

oder Nationen definiert.“ 182<br />

3.4. Der Autor spricht für das Volk – Die Sammeltätigkeit von Arnim,<br />

Brentano <strong>und</strong> den Brüdern Grimm<br />

Das Interesse für die Beschäftigung mit Volkspoesie in allen ihren Formen fand nach 1800 neue<br />

Voraussetzungen. Im Kreis der Frühromantiker entwickelte sich ein reges Interesse für die<br />

altdeutsche Literaturüberlieferung. Nachfolgend werden nun zwei daraus entstandene Strömungen<br />

der Beschäftigung mit Volkspoesie untersucht, nicht zuletzt <strong>des</strong>halb, weil es sich – sozusagen - um<br />

streitbare Geschwister handelt – die Sammeltätigkeit Arnim/Brentanos <strong>und</strong> der Brüder Grimm nimmt<br />

einen gemeinsamen Ausgangspunkt, trennt sich aber bald aufgr<strong>und</strong> von Differenzen in der<br />

Anschauung der Begriffe Volk <strong>und</strong> Volkspoesie.<br />

3.4.1. Arnim <strong>und</strong> Brentanos Des Knaben W<strong>und</strong>erhorn<br />

Die Liedersammlung Des Knaben W<strong>und</strong>erhorn von Achim von Arnim <strong>und</strong> Clemens Brentano erschien<br />

in drei Bänden von 1805 bis 1808. Wieder haben wir es mit einem Generationswechsel zu tun: Arnim<br />

ist 1781 geboren, Brentano 1778 – sie sind also gut 30 Jahre jünger als die Generation der bereits<br />

etablierten Autoren <strong>und</strong> 10 Jahre jünger als die Frühromantiker in Jena (Schlegel, Tieck). Auch<br />

geographisch sind die Pole <strong>des</strong> literarischen Fel<strong>des</strong> verteilt: Während Goethe, Schiller <strong>und</strong> Wieland in<br />

Weimar saßen, sammeln sich in Jena (<strong>und</strong> später Berlin) Friedrich <strong>und</strong> <strong>August</strong> Wilhelm Schlegel,<br />

Tieck, Novalis, Fichte <strong>und</strong> Schelling. Die spätere Generation der Romantiker verortet sich<br />

geographisch weit weg, buchstäblich in der anderen Ecke Deutschlands, nämlich in Heidelberg.<br />

Brentano stammte aus einer Kaufmannsfamilie, Arnim war adelig <strong>und</strong> verkehrte bereits durch die<br />

Kontakte seines Elternhauses in führenden reformpolitischen Kreisen. Die Zugehörigkeit zu einer<br />

Elite, die mit „teils romantisch progressiven oder konservativen Geistern, die mit dem etablierten<br />

Staat, später mit Zensur <strong>und</strong> Restauration, meist ihre Schwierigkeiten hatten“ bildete ihr<br />

intellektuelles Umfeld. 183 Arnims Position skizziert Ricklefs folgendermaßen:<br />

181 Bormann: Volk als Idee, S. 52.<br />

182 Leerssen: Nation, Volk <strong>und</strong> Vaterland, S. 171.<br />

183 Ricklefs: Geschichte, Volk, Verfassung, S. 67.<br />

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