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Diplomarbeit - Leben und Werk des Dichters Gottfried August Bürger

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Abstract<br />

Vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Konstruktion nationalstaatlicher Identität in Deutschland<br />

im Zeitraum von 1760-1820. Die Prozesse der Identitätskonstruktion werden am literarischen Diskurs<br />

um Volk <strong>und</strong> Volkspoesie untersucht. Dazu werden drei literarische Diskurse näher betrachtet: Die<br />

Schriften <strong>des</strong> jungen Johann <strong>Gottfried</strong> Herder, die Debatte zwischen Friedrich Schiller <strong>und</strong> <strong>Gottfried</strong><br />

<strong>August</strong> <strong>Bürger</strong> 1791, sowie die Märchen- <strong>und</strong> Volksliedsammeltätigkeit von Achim von Arnim,<br />

Clemens Brentano, Jacob Grimm <strong>und</strong> Wilhelm Grimm.<br />

Den theoretischen Hintergr<strong>und</strong> bilden die Ansätze von Peter <strong>Bürger</strong> <strong>und</strong> Pierre Bourdieu. <strong>Bürger</strong><br />

prägt in seinen Untersuchungen den Begriff Institution Kunst, in dem er materielle <strong>und</strong> symbolische<br />

Produktionsbedingungen für Kunstprodukte zusammendenkt. Zentral in seinem Ansatz ist der<br />

Zusammenhang von Gegenstandsentwicklung <strong>und</strong> Kategorienentwicklung, mithin die zunehmende<br />

Verfeinerung <strong>des</strong> Instrumentariums mit der Entwicklung der Institution selbst. Bourdieu untersucht<br />

das literarische Feld, das er als ein Kampffeld <strong>und</strong> Kraftfeld von Akteuren auffasst. Die Akteure<br />

nehmen unterschiedliche Positionen ein, die mit ihren individuellen Handlungsdispositionen im<br />

Zusammenhang stehen. Die Vorgänge im Feld beschreibt Bourdieu als den Kampf um ökonomisches<br />

<strong>und</strong> symbolisches Kapital. Die Untersuchung lenkt den Blick auf die im Diskurs um Volk <strong>und</strong><br />

Volkspoesie sichtbar werdende Entwicklung <strong>des</strong> literarischen Fel<strong>des</strong>, wobei vor allem Prozesse der<br />

Autonomisierung <strong>und</strong> Dichotomisierung im Vordergr<strong>und</strong> stehen. Gleichzeitig wird das Verhältnis <strong>des</strong><br />

Ästhetischen <strong>und</strong> Politischen zu den Begriffen Volk <strong>und</strong> Volkspoesie untersucht. Die leitende Frage<br />

ist, wie Volk <strong>und</strong> Volkspoesie als Einsätze im Kampf um Bedeutung eingesetzt werden <strong>und</strong> welche<br />

Funktion sie im literarischen Feld der jeweiligen Zeit erfüllen.<br />

Bei Johann <strong>Gottfried</strong> Herder dient Volk der Abgrenzung gegen den Adel <strong>und</strong> seine Kunstauffassung,<br />

der Begriff wird als rousseauistische Utopie zur Schaffung eines bürgerlichen Kunstdiskurses<br />

eingesetzt, der auch auf die Schaffung einer politischen Öffentlichkeit abzielt. Es tritt eine literarische<br />

Avantgarde in den Vordergr<strong>und</strong>, die sich durch die Besetzung der Begriffe Volk <strong>und</strong> Volkspoesie<br />

literarisch positioniert. Mit dem Begriff Volk entwirft Herder ein universales Versöhnungsparadigma,<br />

das Teil <strong>und</strong> Ganzes durch den Rekurs auf ein universales Konzept von Menschlichkeit verbindet. In<br />

der Kontroverse zwischen Schiller <strong>und</strong> <strong>Gottfried</strong> <strong>August</strong> <strong>Bürger</strong> wird das literarische Feld selbst zum<br />

Thema, hier ist die Kategorie Volk zu einem innerliterarischen Abgrenzungskriterium umfunktioniert.<br />

Mit der zunehmenden Etablierung von Volkspoesie in der Literaturlandschaft <strong>und</strong> der gesellschaftlich<br />

parallel laufenden Autonomisierung <strong>des</strong> literarischen Fel<strong>des</strong> verliert der Volksbegriff zunehmend<br />

seine defensive, gegen Adel <strong>und</strong> Oberschicht gewandte, Komponente <strong>und</strong> wird zu einem Instrument<br />

feldinterner Differenzierung. Die napoleonischen Kriege verändern die Situation wieder. Der Rekurs<br />

auf einen „reinen“ Volksbegriff, der Frem<strong>des</strong> auszuscheiden sucht (wie bei Grimm) <strong>und</strong> sich auf eine<br />

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