Diplomarbeit - Leben und Werk des Dichters Gottfried August Bürger
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deutsche Überlieferungstradition rückbesinnt, kodiert die politische Abgrenzung von Frankreich mit<br />
literarischen Mitteln. Die Kategorie Volk wird zunehmend eine offensive Kategorie, mit der Identität<br />
weniger durch Abgrenzung als durch Zugehörigkeit (zu einer Erzählgemeinschaft, einer<br />
Volksgemeinschaft, einer Blutsgemeinschaft) gestiftet wird. Gleichzeitig positionieren die Autoren<br />
Volk <strong>und</strong> Volkspoesie in einer gesellschaftlichen Mittellage, die zunehmend dem <strong>Bürger</strong>tum selbst<br />
entspricht <strong>und</strong> schaffen damit eine große Erzählung ihrer Klasse. Innerliterarisch wird Autorschaft<br />
<strong>und</strong> Originalität zunehmend zu Problem – zwischen Arnim <strong>und</strong> Jacob Grimm gibt es eine<br />
ausgedehnte Kontroverse über Kunstpoesie <strong>und</strong> Naturpoesie. Mit der neuen Offensivität der<br />
Begrifflichkeiten, wie sie bei Arnim – <strong>und</strong> eher philosophisch gewendet – bei Grimm auftritt, wird der<br />
Begriff gleichzeitig zu einer brisanten politischen Kategorie. Die Autoren selbst werden damit nicht<br />
zuletzt auch zu politischen Figuren.<br />
Das Ende <strong>des</strong> untersuchten Zeitraums öffnet den Blick für die anschließenden politischen <strong>und</strong><br />
gesellschaftlichen Entwicklungen, in denen der Volksbegriff zunehmend ins Politische kippt <strong>und</strong> auf<br />
seine politische Realisation drängt, auf die von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen beförderte<br />
Schaffung einer deutschen Nation.<br />
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