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Wer von uns ist schon perfekt? Und ist das überhaupt wünschenswert, für sich und auch für den Partner? Kleine und große Macken machen uns doch aus und gehören nun mal dazu, so wie der individuelle Fingerabdruck. Mal schauen, was Sie und Er zu berichten haben. Für ihn ist es unbegreiflich, mit welcher Perfektion sie mehrmals täglich die Wolldecke auf der Couch zusammenfaltet und welch hohen Stellenwert das perfekte Ergebnis dabei für sie hat. Er fragt sich, ob er das in seinem Leben überhaupt schon mal gemacht hat? Überraschend ist außerdem, wie oft sie in ihren gemeinsamen vier Wänden Möbel umstellt, umdekoriert oder sonstige Veränderungen vornimmt. Als würde sie sich permanent für „Schöner Wohnen“ bewerben. Veränderungen, die dafür handwerkliches Tun erfordern, werden dabei von ihr besonders kreativ und mit kurzer Haltbarkeitsdauer in Angriff genommen. Dabei ist MacGyver ihr großes Vorbild. Hoch lebe der FI-Schalter!* Besorgniserregend findet er allerdings den Dialog, den sie mit ihren zwei Katzen führt. Die überaus liebevollen Wortschöpfungen machen ihn fast ein bisschen eifersüchtig und ausnahmsweise macht er sich sogar etwas Sorgen, was die Nachbarn darüber denken. Von wieder anderen Frauen spricht man von einem überaus ausgeprägten Reinigungsfetisch. Wöchentlich werden hier Schubladen, Speisekammerschränke und Kühlschränke ausgeräumt, gereinigt und neu eingeräumt. Ordnung ist das halbe (dreiviertelte) Leben. Auch hier kann er meist nicht mitreden. Apropos reden: bei so mancher Dame enden ziemlich viele Sätze mit „Woast scho?“ oder „Gäh?“ oder „der oder die hod gsogt ...“ – als wär’ der Monolog nicht schon lang genug. Aber so ist das nun mal mit so manchen Gewohnheiten. Er hingegen pflegt seine Macken und überzeugt mit vielerlei Geräuschen. Das nächtliche Schnarchen gehört natürlich wie selbstverständlich zum guten Ton. Sorgen machen ihr allerdings die Geräusche, die er von sich gibt, wenn er seine Socken Macken Zwei Geschlechter, zwei Welten, zwei Meinungen! Text: Michaela Probst Bild: Freepik anzieht. Lautes Stöhnen, empfindet sie (macht seit fünf Jahren Pilates) als übertrieben und kann Ähnlichkeiten zu anderer anstrengenden aber sehr lustvollen Tätigkeit nicht wegdenken. Sogar beim Bewegen der Computer-Maus, inkl. anstrengendem Denksport, ist beizeiten ein leises Stöhnen zu hören. Beim Telefonieren mit dem Handy kann von leise keine Rede sein. Egal wer sich noch im Raum, im Haus oder im Ort befindet, jeder darf den lautstarken Telefon-Dialog mithören. Dabei wird immer wiederkehrend die unzureichende Netzabdeckung angesprochen, ohne über einen Wechsel des Telefonanbieters nachzudenken. Manch anderer Er, erfreut sich über das gute Essen seiner lieben Frau und tut dies durch hörbares Schmatzen kund (in China bedeutet das ein Lob an die Küche). Es soll sogar Männer geben, die besonderen Wert auf das eigene Besteck legen. Es muss immer und ausnahmslos sein Löffel in der Kaffeetasse stecken und das Papa-Besteck gibt’s sogar in zweifacher Ausführung, weil ohne bleibt ihm vielleicht das Essen im Hals stecken. Wer weiß? Man hört auch immer wieder von Männern, die plötzlich anfangen, mit der Zunge zu schnalzen oder wieder andere beißen so laut die Zähne zusammen, dass es für alle um ihn hörbar ist. Was das wohl zu bedeuten hat? So richtig laut und kurz vor der Schallgrenze wird es, wenn er krank ist. Männerschnupfen ist wahrlich harmlos gegen diesen gemeinen Männerhusten. Auch wenn böse Stimmen behaupten, sein Resonanzkörper hätte ganz leicht zugenommen (es ist kaum zu erkennen), ist sie immer wieder erstaunt, wie laut Mann husten kann. Ähnliche Geräuschpegel sind beim Kartenspielen oder Mensch-ärgere-dich-nicht zu verzeichnen, aber selbstverständlich nur, wenn er gewinnt. Sein Lieblingskommentar und seine Standardmeinung, und wie sie findet, die schönste Macke an ihm: „Mir Wurscht!“ Und auch wenn sie diese zwei Wörter manchmal zur Weißglut bringen, mag sie ihn so wie er ist. Gerade weil er nicht immer alles bierernst nimmt und so auch locker über ihre Macken hinwegsehen kann. *FI = der Fehlerstrom-Schutzschalter ist eine Schutzvorrichtung, die bei Fehlerströmen von selbst den Stromkreis abschaltet und so vor lebensbedrohlichen Stromschlägen schützt. 84
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