Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
»Für mich schon«, erwiderte der Fürst geheimnisvoll. »Aber schön der Reihe nach, greifen<br />
wir den Dingen nicht vor. Legen Sie ab, tauchen Sie unter«, er deutete auf das kleine im<br />
Boden eingelassene Becken, »dann reden wir weiter. Wie steht's bei Ihnen? Irgendwelche<br />
Erfolge?«<br />
Fandorin schielte zu der verriegelten Tür, die in den großen Saal führte.<br />
::" Zitat aus<br />
Puschkins Versdrama »Der geizige Ritter«, deutsch von Henry von Heiseler.<br />
145<br />
»D-demnächst«, sagte er ausweichend.<br />
Posharski warf ihm einen neugierigen Blick zu, während er eine Serviette um die Flasche<br />
legte.<br />
»Was stehen Sie denn herum wie ein Kunde auf dem Sklavenmarkt? Entkleiden Sie sich<br />
endlich!«<br />
Sich zu entkleiden, hatte Fandorin nicht vorgehabt, da sein Plan die Möglichkeit eines<br />
schnellen Rückzugs einschloß; so wohlbekleidet vor dem nackten Mann auf- und<br />
abzuspazieren hätte andererseits blöd und unhöflich ausgesehen. Und was, wenn keiner in<br />
die Falle tappte? Dann konnte er lange so im Jackett herumstehen.<br />
Nicht umsonst hatte<br />
er<br />
den bequemen Sportanzug gewählt,<br />
der sich in Null Komma nichts anziehen ließ - wenn es<br />
sein mußte, auch ohne Unterwäsche, Kragen und Manschetten.<br />
»Könnte es sein, daß Sie ein bißchen schamhaft sind?« kicherte der Fürst. »Das sieht Ihnen<br />
ähnlich.«<br />
Der Staatsrat legte ab und plazierte seine Kleider auf dem Diwan, wobei er Revolver und<br />
Stilett wie zufällig obenauf legte.<br />
Posharski stieß einen leisen Pfiff aus.<br />
»Ein ordentliches Arsenal. Umsicht ist eine Eigenschaft, die ich schätze. Und teile. Zeigen<br />
Sie mir nachher Ihre kleinen Spielzeuge? Dann zeige ich Ihnen meine. Aber vorher zur<br />
Sache. Nein, hüpfen Sie ruhig erst rein! Das Nützliche mit dem Angenehmen ...«<br />
Fandorin sah noch einmal zur Tür, bevor er in das Bassin sprang. Er verließ es jedoch<br />
sogleich wieder, ohne lange in dem warmen Wasser herumzuplanschen.<br />
»Sie sind ja ein wahrer Antinous«, sagte der Fürst mit einem abschätzenden Blick auf<br />
Fandorins Körperbau. »Ist schon ein aparter Rahmen für eine operative Besprechung,<br />
finden Sie nicht? ... Fangen wir an?«<br />
297<br />
»Gut.«<br />
Der Staatsrat nahm im anderen Sessel Platz und begann ebenfalls zu rauchen, wobei er die<br />
Beinmuskeln in Spannung hielt - bereit aufzuspringen, sobald Masa an die Tür klopfte.<br />
»Wie war's bei Diana? Hat sie ihre Sünden zugegeben?«<br />
Die Frage des Fürsten hatte in Fandorins Ohren einen sonderbaren, irgendwie belustigten<br />
Unterton. Er zögerte mit einer Antwort.<br />
»W-wenn Sie erlauben, teile ich Ihnen<br />
meine Schlüsse in diesem Punkt etwas später mit. Ich<br />
habe allen Grund zur Hoffnung, daß wir den Hauptschuldigen noch heute k-k-...<br />
kennenlernen.«<br />
Der erwartete Effekt blieb aus.<br />
»Und ich weiß endlich, wie diese verhexte KG zu greifen ist«, parierte der Fürst statt<br />
dessen. »Und schnappe sie mir alsbald.«