Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
»Suchen Sie sich etwas Passendes aus. Und erklären Sie mir unterdessen eines. Vorgestern<br />
in Kabine sechs taten Sie so, als stünde des Rätsels Lösung unmittelbar ins Haus. Soll das<br />
323<br />
heißen, Sie haben mit der Möglichkeit eines Überfalls<br />
gerechnet? Und gehofft, daß der<br />
Verräter sich dabei entpuppt?«<br />
Fandorin nickte zögernd.<br />
»Und? Wer ist es?«<br />
Forschend blickte der Fürst dem Staatsrat ins Gesicht, das auf einmal sehr blaß war. ^<br />
»Sie haben noch nicht alle meine Fragen beantwortet«, sagte Fandorin schließlich.<br />
»Ach so, na gut.« Posharski setzte sich, schlug die Beine übereinander. »Dann fange ich am<br />
besten ganz von vorne an. Selbstverständlich hatten Sie recht mit Ihrer Vermutung,<br />
daß ein<br />
Doppelagent im Spiel sein muß, das war mir sofort klar. Und<br />
auch für mich gab es<br />
eigentlich<br />
nur einen Verdächtigen. Eine Verdächtige, besser gesagt - unsere<br />
geheimnisumwobene Diana.«<br />
»Aber w-wieso haben Sie dann ...«<br />
Mit einer knappen Geste gab Posharski zu verstehen, daß er die Frage vorausgesehen hatte<br />
und gerade darauf eingehen wollte.<br />
»Nur um Ihre Befürchtungen zu zerstreuen, daß ich Ihnen ins Gehege kommen könnte.<br />
Pardon, mein lieber Fandorin, ich trage nun mal keine Scheuklappen.<br />
Das dürften Sie, ne-<br />
benbei gesagt, längst gemerkt haben. Dachten Sie wirklich, ich<br />
würde von einem Agenten<br />
und von einem Droschkenkutscher zum anderen laufen wie ein Pinscher und idiotische<br />
Fragen stellen? Nein, ich zog es vor, unauffällig in Ihrem Kielwasser mitzusegeln, und<br />
tatsächlich haben Sie mich in das bescheidene Anwesen am<br />
Arbat geführt, wo unsere<br />
Gorgone Medusa logiert. Und Sie brauchen nicht gleich empört die Stirn in Falten zu legen!<br />
Gut, es war vielleicht nicht edel von mir, aber Sie haben sich auch nicht gerade kooperativ<br />
ver-<br />
158<br />
halten. Erzählen<br />
mir von Diana, verschweigen aber ihre Adresse. Nennt sich das<br />
Zusammenarbeit?«<br />
Fandorin beschloß, daß übelzunehmen nicht lohnte. Erstens konnte man diesem<br />
Warägersprößling ohnehin nicht begreiflich machen, was persönliche Ehre war. Und<br />
zweitens<br />
war er, Fandorin, selbst schuld - er hätte besser aufpassen sollen.<br />
»Ich gestand Ihnen natürlich das Recht der ersten Nacht zu«, fuhr der Fürst mit mokantem<br />
Lächeln fort. »Aber Sie haben sich nicht lange aufgehalten in der Klause unserer liebreizenden<br />
Verführerin. Und als Sie den Palast verließen, schauten Sie dermaßen zufrieden<br />
drein, daß ich, ehrlich gesagt, ein bißchen eifersüchtig war. Sollte Fandorin sie tatsächlich<br />
geknackt haben, und das auch noch so atemberaubend<br />
schnell? Aber das Benehmen der<br />
schönen Hexe ließ mich dann wissen, daß Sie mit leeren Händen gegangen waren.«<br />
»Haben Sie mit ihr gesprochen?« fragte der Staatsrat verblüfft.<br />
Posharski<br />
lachte meckernd, anscheinend bereitete ihm die Unterhaltung viel Spaß.<br />
»Und nicht nur gesprochen ... Schon<br />
wieder diese bösen Stirnfalten, mein Gott! Da stehen<br />
Sie nun im Ruf des größten Don Juan von ganz<br />
Moskau - und verstehen von Frauen nicht<br />
sooviel! Unsere arme Diana ist von heute auf morgen verwaist, fühlt sich vernachlässigt,<br />
von niemandem gebraucht. Erst scharwenzelten gleich mehrere angesehene, einflußreiche<br />
Kavaliere um sie herum, und plötzlich ist sie eine einfache >Mitarbeiterin