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»Das fragen Sie! Der mächtige Geist, der den alten Sultan Dolgorukoi bewacht. Das sieht<br />
ihm ähnlich, Iwan«, sie wandte sich wieder an den Ingenieur, »daß er der Spitzelbande mit<br />
dem Gouverneur droht. Ich hatte mich schon gefragt, was muß einer für einen<br />
Vorgesetzten haben, daß er vor der Geheimpolizei nicht einknickt. Aber daß Sie sich auch<br />
für den politischen Polizeidienst<br />
nicht zu fein sind, mein lieber Herr Dschinn, das hätte ich<br />
nicht gedacht.«<br />
Sie bedachte Fandorin mit einem letzten, vollends vernichtenden Blick, nickte dem<br />
Hausherrn zu und schritt majestätisch zur Tür.<br />
»Warten Sie!« hielt Fandorin sie zurück.<br />
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»Was<br />
wollen Sie noch?« Das Fräulein bog stolz den schlanken Hals. »Mich vielleicht doch<br />
verhaften?«<br />
»Sie haben Ihre Waffe vergessen.« Der Staatsrat hob den Revolver auf und reichte ihn,<br />
Griff nach vorn, der Dame.<br />
Esfir Litwinowa nahm ihm die Waffe mit zwei spitzen Fingern aus der Hand, so als ekelte<br />
sie sich vor der Berührung mit dem Staatsrat, und trat ab.<br />
Fandorin wartete, bis er die Haustür ins Schloß fallen hörte, dann wandte er sich dem<br />
Ingenieur zu.<br />
»Herr Larionow«, sagte er leise, »Ihre Beziehungen zur Geheimpolizei sind mir bekannt.«<br />
Wie vom Blitz getroffen, zuckte der Ingenieur zusammen. Alsdann trat auf sein gelbliches,<br />
von Tränensäcken verunziertes<br />
Gesicht ein Ausdruck trauriger Ergebenheit.<br />
»Dann ist es ja gut«, nickte er müde und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Fragen Sie mich,<br />
was Sie wollen.«<br />
»Die Dienste geheimer Informanten pflege ich nicht in Anspruch zu nehmen«, versetzte<br />
Fandorin trocken. »Ich finde, es hat etwas Widerwärtiges, die eigenen F-f-... Freunde<br />
auszuspionieren. Was Sie hier treiben, nennt sich Anstiftung. Sie knüpfen Bekanntschaften<br />
unter der romantisch gestimmten Jugend, ermuntern sie zu regierungsfeindlichen Reden<br />
und hintertragen anschließend der Geheimpolizei, was Sie zuvor provoziert haben. Wie<br />
können Sie als Adliger das mit Ihrem Gewissen v-v-... vereinbaren? Sie sollten sich<br />
schämen.«<br />
Larionow<br />
ließ ein ungutes Lachen hören und zog mit zitternden Fingern eine Papirossa<br />
hervor.<br />
»Mit meinem Gewissen? Uber dieses Thema sollten Sie besser mit Subzow reden. Was<br />
die<br />
Anstiftung angeht, ebenso. Obwohl er dieses Wort gar nicht mag. Er spricht von Des<br />
50<br />
infektion. Potentiell gefährliche Subjekte<br />
sollen schon im frühestmöglichen Stadium<br />
markiert und eliminiert werden. Zum Nutzen der Gesellschaft und zu ihrem eigenen. Denn<br />
wenn sie sich nicht hier bei mir einfinden, wo Subzow sie unter Kontrolle hat, dann<br />
irgendwo anders. Und man weiß nie, auf welche dummen Ideen sie dort kommen. Hier<br />
haben wir ein Auge auf sie alle. Und sobald es einem von ihnen einfällt, seinen hohlen<br />
Worten Taten folgen zu lassen, können wir ihn ruck-zuck aus dem Verkehr ziehen.<br />
Dann<br />
hat der liebe Staat seine Ruh, Herr Subzow kriegt seine Beförderung, und Larionow, der<br />
Judas, schlaflose Nächte ...«<br />
Der Ingenieur legte die Hände vor das Gesicht und verstummte. Dem Zucken seiner<br />
Schultern nach zu urteilen, schien er gegen einen Heulkrampf anzukämpfen.<br />
Fandorin nahm seufzend ihm gegenüber Platz.