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»Nein, das ist der springende Punkt. Von mir nicht. Aber sie muß es gewußt haben, daran<br />
gibt es keinen Zweifel. Als ich letzte Nacht voller Rachegelüste ein zweites Mal bei ihr<br />
aufkreuzte, guckte sie mich an, als wäre ich der auferstandene<br />
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Lazarus. Da war mir klar: Das Luder hat es gewußt! Und diesmal habe ich vorgebaut und<br />
einen meiner Männer auf sie<br />
angesetzt. Einer hielt hier bei Ihnen Wache, der andere hat auf<br />
Diana ein Auge ... Bleibt die Frage, woher sie von Kabine sechs gewußt haben kann?«<br />
griff<br />
Posharski den wunden Punkt wieder auf. »Sie haben wirklich nirgends etwas verlauten<br />
lassen? Weder bei der Geheimpolizei noch bei der Gendarmerie? Denn bestimmt hat sie<br />
außer Burljajew und Swertschinski noch mehr Eisen im Feuer.«<br />
»Nein, weder bei der Geheimpolizei noch bei der Gendarmerie habe ich von Kabine sechs<br />
etwas verlauten lassen«, sagte Fandorin, sorgfältig die Worte wählend.<br />
Der Fürst hielt den Kopf schief. Mit seinen strohblonden<br />
Locken und den kohlschwarzen<br />
Augen sah er jetzt aus wie ein gelehriger Pudel.<br />
»Na schön. Zu meinem Plan. In dem Ihnen sozusagen die Hauptrolle zukommt. Unserer<br />
doppelzüngigen Diana verdanken wir die Information, wo die Kampfgruppe sich derzeit<br />
versteckt hält. Nämlich in Dianas eigener Wohnung, die sie aber schon lange nicht mehr<br />
benutzt.<br />
Unter dem Dach unserer Firma zu wohnen, findet sie wohl spannender.«<br />
»Was denn, Sie wissen, wo die KG sich versteckt hält?« Fandorin erstarrte, den Arm halb<br />
im Ärmel eines blauen Gehrocks, der wie für ihn geschneidert schien. »Und Sie haben sie<br />
noch nicht verhaftet?«<br />
»Das fehlte noch! Ich bin doch nicht so blöd wie Burljajew, Friede seiner Asche.« Der Fürst<br />
schüttelte tadelnd den Kopf. »Die sind zu siebent dort und bis an die Zähne bewaffnet.<br />
Die<br />
veranstalten ein Feuerwerk, daß kein Stein auf dem anderen bleibt, ein Borodino wie 1812.<br />
Nein, mein lieber Fandorin. Wir schnappen sie uns auf die pfiffige Tour,<br />
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an einem Ort, der uns gefällt, und zu einer Zeit, die uns paßt.«<br />
Fandorin war nun fertig angekleidet, setzte sich dem rührigen Vizedirektor gegenüber<br />
auf<br />
die Bettkante und war ganz Ohr.<br />
»Vor drei Stunden ungefähr wurde den Partisanen in ihrem Nest das nächste Brieflein von<br />
T. G. zugespielt. Folgenden Inhalts: Pech! Beide entwischt. Aber es gibt eine Chance, die Schlappe<br />
wettzumachen. Morgen treffen sich Posharski und Fandorin noch einmal: Brjussow-Park, neun Uhr<br />
morgens. Nach unserem Meisterstreich im Badehaus wird Herr Grin seine ganze<br />
Heeresstärke gegen uns auffahren, darauf kann man sich verlassen. Kennen Sie den<br />
Brjussow-Park?«<br />
»Ja. Der ideale Ort für einen Hinterhalt«, sagte der Staatsrat anerkennend. »Morgens ist dort<br />
nie Betrieb, keine Unbeteiligten, die in die Quere kommen könnten. Von drei Seiten<br />
zugebaut. Die Schützen kann man auf den Dächern postieren.«<br />
»Und zwischen den Zinnen des Simon-Klosters. Der Archimandrit hat schon seinen Segen<br />
gegeben,<br />
um der gottgefälligen Sache willen. Ich habe einen Einsatztrupp aus Petersburg<br />
angefordert, er wird im Morgengrauen eintreffen. Das ist der Stolz des Departements,<br />
wahre Mamelucken, das Beste vom<br />
Besten. Keiner der Ganoven wird uns entwischen, wir<br />
vernichten sie bis auf den letzten<br />
Mann.«<br />
»Soll das heißen, wir v-versuchen gar nicht erst, sie zu verhaften?« fragte Fandorin mit<br />
gefurchter Stirn.