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»Hör auf zu zicken, du Laus!« brüllte eine wütende Stimme.<br />

Als Fandorin heran war, hatte der Ringkampf schon sein Ende gefunden.<br />

Der fröhliche Bursche lag bäuchlings, die Arme zum Rücken gedreht, auf der Straße,<br />

röchelte und fluchte. Auf ihm saß ein kräftiger<br />

Mann und versuchte unter Ächzen, die<br />

Arme des Delinquenten noch mehr zu zwirbeln. Ein anderer hielt den Gestürzten bei den<br />

Haaren gepackt<br />

und riß ihm den Kopf nach oben.<br />

Bei näherem Hinsehen erkannte Fandorin in den unverhofften Helfern zwei der Agenten<br />

von vorhin.<br />

»Da sehen Sie, Herr Staatsrat, daß auch die Geheimpolizei sich nützlich machen kann!«<br />

erscholl eine gutmütige Stimme von irgendwoher.<br />

53<br />

Fandorin sah sich einem Hausflur gegenüber, und darin stand kein anderer als Jewstrati<br />

Mylnikow persönlich.<br />

»Was suchen Sie denn noch hier?« fragte der Staatsrat und gab sich gleich selbst die<br />

Antwort: »Sie haben mir nachspioniert.«<br />

»Ihnen nun nicht gerade, Hochgeboren, Sie als Person sind über alle Verdächtigungen<br />

erhaben.<br />

Der Fortgang der Ereignisse hat mich interessiert.« Der Agentenführer trat aus<br />

dem Dunkel des Hausflurs auf das beleuchtete Trottoir. »Besonders neugierig<br />

war ich, ob<br />

Sie mit der zornigen Jungfer noch irgendwas anstellen würden. Ich vermute ja, Sie wollten<br />

Sie mit Zuckerbrot ködern, statt die Peitsche zu schwingen. Und das ist die goldrichtige<br />

Methode. Solche verzweifelten Subjekte werden, wenn man sie hart anfaßt und Druck<br />

ausübt, nur noch wilder. Denen muß man das Fell kraulen, immer schön kraulen, und wenn<br />

sie einem den Bauch hinhalten -zack,<br />

hat man sie!«<br />

Mylnikow kicherte in sich hinein und tat eine begütigende Geste, als wie: Mir brauchen Sie<br />

nichts erzählen, ich habe so meine Erfahrungen.<br />

»Und wie ich sah, das Fräulein geht alleine weg, da wollte ich ihr erst meine Pappenheimer<br />

hinterherschicken, aber dann dachte ich mir: Momentchen.<br />

Hochgeboren sind ein<br />

gestandener Mann mit Instinkt. Wenn er noch dableibt, hat das seine Gründe. Und siehe da<br />

- nach kurzer<br />

Zeit kommt der hier anspaziert.« Mylnikow deutete mit dem Kopf auf den<br />

Festgenommenen zu seinen Füßen, der vor Schmerz wimmerte und lästerlich fluchte. »Ich<br />

hab mich also, scheint's, nicht verrechnet. Wer ist er?«<br />

»Vermutlich ein Mitglied der Kampfgruppe«, verriet Fandorin, weil er sich dem<br />

Kollegienassessor gegenüber (kein<br />

108 sympathischer Mann, doch anscheinend nicht dumm, nein,<br />

gar nicht so dumm!) in der<br />

Schuld<br />

fühlte.<br />

Erstaunt stieß der Agentenführer einen leisen Pfiff aus, klopfte sich auf den Schenkel.<br />

»Da hat Mylnikow also wieder mal aufs rechte Pferd gesetzt. Vergessen Sie nur nicht, wenn<br />

Sie Bericht erstatten, Ihren gütigen Diener zu erwähnen. He, Jungs, winkt einen Schlitten<br />

ran! Und die Hände fein pfleglich einschließen, die braucht er noch, damit er uns ein<br />

reumütiges Geständnis schreibt.«<br />

Ein Agent<br />

lief nach dem Schlitten, der andere ließ über dem Liegenden die Handschellen<br />

klicken.<br />

»Dein Geständnis kannst du dir in den A... stecken«, röchelte der Arrestant.<br />

Als Fandorin bei der Geheimpolizei anlangte, war es weit nach Mitternacht. Erst hatte er<br />

sich noch um den in seinem<br />

Blut liegenden Larionow kümmern müssen. Bei seiner Rückkehr<br />

fand er den Ingenieur schon im Koma liegend vor. Als die telefonisch gerufene

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