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man gern auf ein paar Fragen. Erst recht, wenn ein paar Minuten Lebenszeit dabei<br />
herausspringen. Ich für mein Teil bin jedenfalls hocherfreut, den Adressaten meiner<br />
Sendschreiben persönlich kennenzulernen. Sie sind genauso, wie ich Sie mir vorgestellt<br />
habe.<br />
Fragen Sie, was Sie wollen, nur keine Hemmungen.«<br />
»T. G.«, wiederholte Grin.<br />
»Das ist Unfug. Ein Scherz. Tertius gaudens, der lachende Dritte. Der tiefere Sinn ist Ihnen<br />
hoffentlich klar? Die Staatsdiener ziehen gegen Sie zu Felde und Sie gegen die, die mir im<br />
Weg sind. Währenddessen schaue ich dem Gaudium zu und reibe mir die Hände. Ich fand<br />
das witzig.«<br />
»Wieso<br />
Ihnen im Weg? Wobei? Gouverneur Bogdanow, General Seliwanow, der Renegat<br />
Stassow ...«<br />
»Sparen Sie sich die Mühe, mein Gedächtnis funktioniert«, fiel Posharski ihm ins Wort.<br />
»Bogdanow war eine private Gefälligkeit für den damaligen Vizedirektor im Departement,<br />
meinen Vorgänger im Amt. Er hatte seit langem ein Verhältnis<br />
mit der Frau des<br />
Gouverneurs von Jekaterinograd und wünschte sich nichts sehnlicher, als daß sie Witwe<br />
würde. Diese Gelüste waren freilich vollkommen unschuldiger Natur, doch einmal geriet<br />
mir zufällig ein Liebesbrieflein Seiner Exzellenz in die Hände, worin er so unvorsichtig war<br />
zu schreiben: >Ach, wenn Deinen Göttergatten doch die Terroristen holten!<br />
Ich hielte<br />
ihnen noch die Tür.< Diese Gelegenheit konnte ich nicht ungenutzt lassen. Nachdem<br />
Sie<br />
Bogdanow so heldenhaft beseitigt hatten, durfte ich mit dem verliebten Träumer ein<br />
vertrauliches Gespräch führen,<br />
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und der Posten des Vizedirektors war frei. Generalleutnant Seiiwanow? Da lag der Fall<br />
vollkommen anders. Das war ein unerhört kluger Mann. Und er wollte genau dahin, wohin<br />
auch ich wollte, war mir aber stets ein paar Treppchen voraus. Stand mir sozusagen in der<br />
Sonne, und das kann nicht gut sein. Für Seiiwanow also meinen ergebensten Dank.<br />
Nachdem Sie ihn in den Hades geschickt hatten, empfahl sich als oberster Thronwächter<br />
am eindringlichsten<br />
meine Wenigkeit. Danach kam, wenn ich mich recht erinnere, die Apo-<br />
thekerinsel, das Attentat auf mich und >Mitarbeiter< Stassow, nicht wahr? Hier ging es um<br />
zweierlei: erstens<br />
das eigene Renommee zu stärken. Wenn die KG auf dich Jagd macht, ist<br />
das eine besondere Wertschätzung deiner Fähigkeiten. Zweitens hatte Stassow seine<br />
Schuldigkeit getan und darum gebeten, von seinen Pflichten entbunden zu werden. Was<br />
wir durchaus<br />
hätten tun können, doch ich fand, daß sein Tod uns nützlicher war.<br />
Prestigefördernd für beide - die Kampfgruppe und mich.«<br />
Grins Gesicht verzerrte sich wie von einem Schmerz, den er zu verbeißen suchte. Posharski<br />
ließ ein zufriedenes Lachen hören.<br />
»Und jetzt zu Ihrer größten Heldentat, dem Mord an Chrapow. Geben Sie es zu, ich habe<br />
Ihnen da auf meine unaufdringliche Art eine großartige Idee zugespielt. Ich meinerseits<br />
konstatiere mit Hochachtung, wie glänzend Sie die Sache bewältigt haben. Ein gnadenloses<br />
Scharfgericht an dem grausamen Satrapen, dessen garstigstes Verbrechen allerdings<br />
darin<br />
bestand, daß er mich auf den Tod nicht ausstehen konnte und meine Karriere mit allen<br />
Mitteln zu vereiteln suchte ... Hier in Moskau habt ihr mir eine Menge Scherereien gemacht,<br />
aber am Ende hat sich alles auf das beste ge-<br />
189<br />
fügt. Sogar euer Coup mit dem Geldtransport hatte sein Gutes. Denn so erfuhr ich, unserer<br />
leichtsinnigen Freundin Julie sei Dank, wer bei der Partei der neue Schatzmeister war, und