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Ein Risiko war dabei. Doch immer noch besser, auf einen Verräter hereinzufallen, als einen<br />
Genossen zu verstoßen. Es ist zwar gefährlich, zahlt sich am Ende aber aus. Mit Parteifunktionären,<br />
die in diesem Punkt anderer Meinung waren, hatte Grin sich immer angelegt.<br />
Er stand auf und sagte: »Gehen wir. Es gibt viel Arbeit.«<br />
Und das war das erste, was er überhaupt sagte.<br />
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FÜNFTES KAPITEL, in welchem Fandorin unter gekränkter Eigenliehe leidet<br />
Esfir Litwinowas Erwachen in dem Haus an der Malaja Nikitskaja kam einem Alptraum<br />
nahe. Ein leises Rascheln hatte sie geweckt. Zunächst sah sie nur das halbdunkle Schlafzimmer<br />
(durch die vorgezogene Gardine sickerte spärliches Morgenlicht herein), sah neben<br />
sich den unerhört schönen dunkelhaarigen Mann, die Brauen im Schlaf schmerzvoll<br />
erhoben, und im ersten Moment war ihr nach Lächeln zumute. Dann aber sah sie in den<br />
Augenwinkeln<br />
etwas heranhuschen, wandte den Kopf und kreischte auf vor Schreck.<br />
Dem Bett näherte sich, auf Zehenspitzen hüpfend, ein garstiges, ein grausiges Geschöpf:<br />
das Gesicht rund wie ein Honigmond, die Augen klein und schmal wie bei einem wilden<br />
Krieger - und obendrein im weißen Leichengewand.<br />
Von dem Kreischen hielt das Wesen augenblicklich inne und knickte ein.<br />
»Gutzen Molegen!« sprach es, als es sich wieder aufgerichtet hatte.<br />
»Hu-hua!« antwortete Esfir mit vor Erschütterung bebender Stimme und drehte sich nach<br />
Fandorin um, der aufwachen sollte, nein, von dem sie geweckt werden wollte, damit diese<br />
Fata Morgana verging.<br />
Doch es zeigte sich, daß Erast Fandorin bereits wach war.<br />
»Hei, Masa. Ich komme«, sagte er, und an sie gewandt: »Das ist mein Kammerdiener Masa.<br />
Er ist Japaner. Gestern<br />
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abend hat er sich diskret verkrümelt, so daß Sie ihn nicht sehen konnten. Jetzt ist er<br />
gekommen, weil wir morgens immer g-g-... gemeinsam Gymnastik machen, und es ist spät,<br />
um elf schon. Die Gymnastik dauert fünfundvierzig Minuten ... Ich stehe jetzt auf!«<br />
kündigte er an, wohl in der Annahme, Esfir würde sich taktvoll umdrehen. Aber da konnte<br />
er lange warten.<br />
Ganz im Gegenteil: Esfir hob sogar den Kopf, legte die Wange auf den aufgestützten Arm,<br />
damit sie auch ja alles gut sah.<br />
Der Staatsrat zögerte kurz, bevor er unter der Decke hervorsprang und geschwinde in eine<br />
ebensolche Tracht schlüpfte, wie der Kammerdiener sie trug.<br />
Zugegeben, bei nüchterner Betrachtung hatte sie wenig von<br />
einem Leichengewand an sich:<br />
Es handelte<br />
sich um Jacke und Hose, beide weit und weiß, etwas wie Unterkleider, nur aus<br />
festerem Stoff und ohne Bändchen an den Beinen.<br />
Herr und Diener verließen den Raum, und kurze Zeit später erscholl von nebenan (wo<br />
anscheinend der Salon war) ein schreckliches Getöse. Esfir sprang auf, blickte um sich,<br />
fand jedoch nichts, was sie auf die Schnelle hätte überziehen können. Fandorins Kleider<br />
lagen akkurat auf einem Stuhl, während die ihr gehörenden Kleidungsstücke und<br />
Accessoires kreuz und quer auf dem Boden verstreut waren. Ein Korsett trug sie als<br />
moderne junge Frau zwar nicht, doch auch das übrige<br />
Geschirr - Mieder, Schlüpfer,<br />
Strümpfe - anzulegen hätte zu lange gedauert, sie brannte darauf zu sehen, was die beiden<br />
nebenan trieben.