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Ich hätte Sie g-gut gebrauchen können. Aber macht nichts, wir ziehen ja trotzdem weiter an<br />

einem Strang.«<br />

Vom Amt nach Hause waren es<br />

nicht mehr als fünf geruhsame Minuten zu Fuß. Doch<br />

diese Zeit genügte dem Staatsrat vollauf, um seinen Wirkungskreis in den Ermittlungen<br />

neu<br />

abzustecken - der allerdings eng und nicht eben verheißungsvoll geriet.<br />

Fandorin überlegte folgendermaßen:<br />

Den kürzestmöglichen Weg, auf die Kampfgruppe zu stoßen - den über Rachmet-Gwidon<br />

- hatte Posharski für sich reserviert.<br />

Die geheime Staatspolizei würde den Terroristen auf Umwegen beizukommen versuchen,<br />

indem sie das revolutionäre Netz Schnur für Schnur und Knoten für Knoten abtastete.<br />

Die Gendarmerie stand zum Zugriff bereit, wenn die Terroristen versuchen sollten, die<br />

Stadt zu verlassen.<br />

Und außerdem war da noch Seydlitz, der drauflosagieren würde wie der Elefant im<br />

Porzellanladen, mit Mitteln und Methoden,<br />

an die man lieber nicht denken mochte.<br />

Mylnikows Agenten würden ihm an den Fersen kleben.<br />

So war die Kampfgruppe unter Leitung des Herrn Grin von allen Seiten umzingelt. Es gab<br />

kein Entkommen. Ein privater Ermittler mit nebulösen Vollmachten hatte hier wohl nichts<br />

mehr zu schaffen. Auch ohne ihn traten sich die Detektive schon auf die Füße.<br />

Doch es gab drei Motive, derentwegen Fandorin sich unverzüglich und entschlossen<br />

einzuschalten<br />

wünschte.<br />

163<br />

Der alte<br />

Fürst tat ihm leid: Punkt eins.<br />

Die Kränkung, die dieser Herr Grin ihm angetan hatte, indem er seine dreiste Aktion unter<br />

der Maske des Staatsrats Fandorin vollzog, ließ sich nicht so einfach abschütteln: Punkt<br />

zwei.<br />

Und drittens, jawohl, ein Drittens gab es: Sein Ehrgeiz war angestachelt. Das wollen wir<br />

doch sehen, Ihro Petersburger Erlaucht, wer hier wozu fähig und in der Lage ist.<br />

Davon, daß diese drei Motive nun klar formuliert waren, arbeitete Fandorins Kopf sogleich<br />

kühler und präziser.<br />

Sollten die Kollegen in geschlossener Front der Kampfgruppe hinterherjagen. Ob sie sie<br />

einfingen und wie bald, würde man sehen. Währenddessen konnte er sich um die<br />

Falschspieler in den Reihen der Staatsdienerschaft kümmern. Das war womöglich<br />

dringlicher, als Terroristen zu fangen -und wenn sie noch so hochgefährlich waren.<br />

Und wer konnte schon wissen, ob am Ende nicht gerade dieser Weg der kürzeste<br />

zur<br />

berüchtigten KG war?<br />

Nun ja. Der Gedanke hatte einen Beigeschmack von Selbstbeschwichtigung, mußte<br />

Fandorin<br />

sich sagen.<br />

164<br />

SECHSTES KAPITEL Der Überfall<br />

Auf den Bahnsteig hinaus ging Grin natürlich nicht. Er setzte sich in das Cafe im<br />

Wartesaal<br />

für Abholer, bestellte einen Tee mit Zitrone und beobachtete durch das Fenster, was sich<br />

draußen<br />

tat.<br />

Das war interessant. So viele Spitzel auf engstem Raum hatte<br />

er noch nie gesehen. Nicht<br />

einmal, wenn der Imperator einen Ausflug unternahm. Beinahe jeder Dritte in der Menge<br />

war einer dieser Herren mit unstetem Blick, Gummihals<br />

und schmierigem Benehmen. Das<br />

besondere<br />

Augenmerk der Schergen galt dabei offenbar dunkelhaarigen, schlanken jungen

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