continuum - Zentrum für Lehrerbildung - Universität Duisburg-Essen
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6. Ergebnisse und erste Interpretationen<br />
In den Interviews schilderten einige Probandinnen mit türkischem Migrationshintergrund<br />
ihren Eindruck, dass insbesondere die türkische Sprache bei den Kommilitonen ohne<br />
Migrationshintergrund auf Ablehnung stoße. Umso mehr erfreue es sie, wenn die türkische<br />
Sprache zum Gegenstand von Seminaren gemacht werde, zum Bespiel bei Sprachvergleichen.<br />
Dann, so berichteten sie, sei man schon ein wenig stolz, denn dadurch, dass<br />
DozentInnen sich in Seminaren mit ihr befassten, dass sie Beispiele brächten, würde ihr<br />
eine Wertschätzung entgegengebracht, die im <strong>Universität</strong>salltag häufig nicht existiere:<br />
„Also ich fand es halt interessant, als wir die türkische Sprache vorgestellt haben, dass<br />
der Dozent so viel wusste und dass er sehr viel nachgefragt hat und dass er immer wieder<br />
gesagt hat, interessant und schön. Und dann hat man das Gefühl gehabt, oh, wir haben<br />
ja gar nicht so eine schlimme Sprache. Also das, das fand ich ganz toll, dass er das dann<br />
aussprechen konnte und das hat einem dann schon irgendwie geschmeichelt vielleicht.“<br />
Was kann darüber hinaus von Seiten der <strong>Universität</strong> unternommen werden, um das<br />
Miteinander zu fördern und Dialoge zwischen den Studierenden anzuregen? Nur eine der<br />
76 Probandinnen glaubte, dass die <strong>Universität</strong> <strong>Duisburg</strong>-<strong>Essen</strong> den kulturellen Austausch<br />
zwischen den Studierenden fördere (28 vertraten die gegenteilige Ansicht, 47 wussten es<br />
nicht).<br />
Einige Probandinnen plädierten <strong>für</strong> eine Atmosphäre der Wertschätzung anderer Kulturen<br />
und Sprachen an der <strong>Universität</strong> und verlangten, dass die vorhandene individuelle<br />
Zwei- und Mehrsprachigkeit der Studierenden als Bereicherung angesehen werde. Manche<br />
schlugen die Beibehaltung, wenn nicht gar Erweiterung des Angebots an Sprachkursen<br />
vor, insbesondere um Sprachen, die von Studierenden mit Migrationshintergrund<br />
gesprochen werden. Eine Studentin aus der Interview-Gruppe schlug vor, weitere Partnerschaften<br />
mit <strong>Universität</strong>en aus dem Ausland ins Leben zu rufen, um den kulturellen<br />
Austausch voranzutreiben.<br />
Zusammenfassung: Die Auswertung der Daten ergibt, dass das Phänomen der Grüppchenbildung<br />
an der <strong>Universität</strong> <strong>Duisburg</strong>-<strong>Essen</strong> häufig auftritt. Ähnliche Lebens-, Lern-<br />
und Spracherfahrungen führen dazu, dass Studierende mit Migrationshintergrund leicht<br />
miteinander in Kontakt kommen und dass dieser im Laufe der Zeit intensiviert wird. Das<br />
bedeutet allerdings nicht, dass gleichzeitig Abschottungsprozesse in Gang gesetzt werden<br />
oder dass Kontakte zu Studierenden mit Migrationshintergrund Kontakte zu Studierenden<br />
ohne einen solchen ausschließen. Werden beispielsweise in Seminaren Anlässe<br />
da<strong>für</strong> geschaffen, dass Studierende mit und ohne Migrationshintergrund miteinander ins<br />
Gespräch kommen, ist auf beiden Seiten deutlich die Bereitschaft vorhanden, miteinander<br />
zu arbeiten und sich auszutauschen.<br />
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