continuum - Zentrum für Lehrerbildung - Universität Duisburg-Essen
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7. Weitere Untersuchungsergebnisse<br />
insgesamt 14 Probandinnen. Als Grund da<strong>für</strong> gaben einige an, darauf vorbereitet sein zu<br />
wollen, in multi-ethnischen Klassen zu unterrichten; andere wiederum können sich<br />
vorstellen, später im Ausland zu unterrichten. Auch die Möglichkeit, die eigene Muttersprache<br />
zu vertiefen sowie Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich Sprachvergleich oder<br />
Sprachförderung zu erwerben, wurden als Motive angegeben. Eine Interviewte erläuterte,<br />
dass sie nicht allein dadurch, dass sie einen Migrationshintergrund besitze und eine<br />
Migrantensprache beherrsche, qualifiziert <strong>für</strong> das Unterrichten von Kindern mit Migrationshintergrund<br />
sei. Um eine „Expertin“ zu sein, sei es wichtig, sich wissenschaftliche Kenntnisse<br />
anzueignen sowie eine gewisse Professionalität.<br />
Was die Probandinnen, die diese Zusatzqualifikationen erwerben, übereinstimmend<br />
betonten, ist, dass in den in diesem Rahmen besuchten Seminaren ihre individuelle<br />
Mehrkulturalität sowie Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit sowie die der SchülerInnen mit Migrationshintergrund<br />
nicht als Risiko oder Defizit, sondern als Potential angesehen würden.<br />
Im Lehramtsstudium hingegen würde häufig vermittelt, dass Mehrsprachigkeit – sofern es<br />
sich bei der weiteren Sprache um eine Migrantensprache handelt – eher ein Problemfall,<br />
ein Handicap sei. Insgesamt würde einem viel zu selten vermittelt, so eine Probandin,<br />
dass man als Lehramtsstudentin mit Migrationshintergrund zukünftig an den Schulen<br />
gebraucht würde, dass man über Erfahrungen verfüge, die <strong>für</strong> die spätere Lehrertätigkeit<br />
von Vorteil seien: "Also mir hat jetzt nie irgendein Professor etwas gesagt, oh, ja toll, dass<br />
Sie auch hier Lehramt studieren, oder Sie verstehen die Kinder besser, also mit solchen<br />
Sachen wurde ich eben nicht konfrontiert.“ Auch sei das Interesse der Kommilitonen, die<br />
keinen Migrationshintergrund besitzen, in Seminaren viel stärker, die im Rahmen des Zusatzstudiengangs<br />
stattfänden: „In Seminardiskussionen, in Gesprächen, also, da wurde<br />
ich öfters drangenommen und da konnte ich dazu Stellung nehmen, wie das ist, wenn<br />
man zweisprachig aufwächst, bin ich ja, oder einfach noch mal zu hinterfragen oder die<br />
Perspektive zu ändern, wenn du da als Lehrender vor einer Klasse stehst und wie das<br />
dann sein könnte.“<br />
Festgehalten werden kann, dass das Lehramtsstudium an der <strong>Universität</strong> <strong>Duisburg</strong>-<strong>Essen</strong><br />
insbesondere dort auf viele Studentinnen mit Migrationshintergrund einen Reiz ausübt,<br />
wo ihnen die Möglichkeit geboten wird, Wissen über den bzw. Fähigkeiten im Umgang<br />
mit einer mehrkulturellen und mehrsprachigen Schülerschaft zu erwerben, und wo sie die<br />
Chance haben, ihre eigenen Erfahrungen einzubringen. Indem in Seminaren nicht eine<br />
Problemperspektive kultiviert wird, sondern die gesellschaftliche wie auch die persönliche<br />
Bi- bzw. Mehrkulturalität der Studentinnen mit Migrationshintergrund als Potential wahrgenommen<br />
und das Bewusstsein verbreitet wird, dass Personen mit Migrationshintergrund<br />
eine Bereicherung an Schulen und auch bereits an der <strong>Universität</strong> darstellen, fühlen sich<br />
die Probandinnen angesprochen und anerkannt. Gleichzeitig äußerte eine Interviewte,<br />
dass sie nicht auf ihren Migrationshintergrund reduziert werden wolle; zwar könne sie<br />
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