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continuum - Zentrum für Lehrerbildung - Universität Duisburg-Essen

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6. Ergebnisse und erste Interpretationen<br />

Entscheidungskonflikten komme, wurde geäußert, dass dies unproblematisch sei, da die<br />

Pausen zwischen zwei Seminaren zum Gebet genutzt werden könnten.<br />

Von den 15 interviewten Studentinnen trug ein Drittel ein Kopftuch und auch in der Fragebogen-Gruppe<br />

befanden sich Kopftuchträgerinnen. 16 Auf die Frage, ob sie den Eindruck<br />

hätten, dass sich das Tragen eines Kopftuchs in irgendeiner Form positiv oder negativ <strong>für</strong><br />

sie auswirke, gaben drei Kopftuchträgerinnen an, weder eine negative noch eine positive<br />

Wirkung feststellen zu können; weitere vier haben bislang negative Auswirkungen erlebt<br />

und neun kreuzten die Antwort „weiß nicht“ an. Nach den negativen Erfahrungen befragt,<br />

äußerte eine Kopftuchträgerin, sie habe das Gefühl, von einigen KommilitonInnen abgelehnt<br />

zu werden. Sie habe mitunter den Eindruck, dass ihre KommilitonInnen „etwas<br />

dagegen haben“, dass sie ein Kopftuch trage. Auch sei das Bild, dass einige MitstudentInnen<br />

von Kopftuchträgerinnen hätten, eher negativ, denn oftmals würde das Tragen<br />

eines Kopftuches in Verbindung mit Passivität, Schüchternheit und Unterdrückung gebracht:<br />

“In vielen Situationen stören schon die Blicke; ich fände es besser, wenn sie mich<br />

nach dem Grund fragen würden, warum ich das Kopftuch trage. Die meisten haben im<br />

Hinterkopf den Gedanken, dass wir es zwanghaft tragen.“ Allerdings, so räumte sie ein,<br />

sei bei vielen durchaus auch die Bereitschaft vorhanden, dieses Bild bei gegenteiligen<br />

Erfahrungen zu korrigieren:<br />

„Ich habe auch erlebt, dass sie (die KommilitonInnen, S.D.), als sie mich zum ersten Mal<br />

sahen, dass sie dann direkt abgeneigt waren, aber wenn ich dann auf sie zugehe, wenn ich<br />

zeige, dass ich nicht so bin, dass ich anderes bin, dann, dann sehen sie das anders und<br />

dann achten sie auch mehr auf die Persönlichkeit, auf das, was dahinter steckt und nicht auf<br />

das, was auf dem Kopf ist, sondern auf das, was im Kopf ist, denke ich.“<br />

Um Vorurteile abzubauen, müsse der erste Schritt jedoch meist von den Kopftuchträgerinnen<br />

gemacht werden; sie hätten zu zeigen, dass gängige Klischees nicht stimmten:<br />

„Ich denke, als Kopftuchträgerin muss ich mich beweisen. Ich habe also das Gefühl, dass<br />

ich mich beweisen muss, denn das Problem ist, dass man halt, soweit ich das mitbekommen<br />

habe, nach der Oberfläche beurteilt wird, also die Leute gucken, ah ja, Kopftuch, und machen<br />

sich dann, bilden sich eine Vorstellung, obwohl sie mich nicht kennen.“ Anzumerken ist, dass<br />

auch einige Studentinnen muslimischen Glaubens sich kritisch zum Kopftuch äußerten.<br />

Eine Studentin, die sich erst im Verlauf ihres Studiums zum Tragen eines Kopftuches<br />

entschieden hat, hat von einer türkischen Kommilitonin zu hören bekommen: „Also früher<br />

hast du mir besser gefallen.“ Doch stoßen Kopftuchträgerinnen bei ihren KommilitonInnen<br />

nicht nur auf Skepsis und Ablehnung; es gibt auch Studierende, die sich ihnen<br />

16 Die Frage 118, die an Studentinnen mit Kopftuch gerichtet ist, ist 16 Mal beantwortet worden, so dass davon ausgegangen werden<br />

kann, dass mindestens 16 Probandinnen aus der Fragebogengruppe ein Kopftuch trugen.<br />

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