continuum - Zentrum für Lehrerbildung - Universität Duisburg-Essen
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2. Ausgangssituation des Forschungsprojekts<br />
und erlangen häufiger höherwertige Schulabschlüsse. 8 Gültekin bemerkt in Interviews<br />
mit jungen Frauen mit Migrationshintergrund bei diesen eine „hohe Motivation und Aspiration<br />
<strong>für</strong> Bildung“ 9 und kommt zu dem Urteil, dass sie „im Vergleich zu ihren Partnern und<br />
ihren Brüdern mehr Initiative, Motivation und Lerneifer zeigen, um sich und ihre Familien<br />
ökonomisch und sozial voranzubringen.“ 10<br />
Zweitens: Ergebnisse empirischer Untersuchungen belegen seit Längerem die hohen<br />
Bildungsvorstellungen und beruflichen Erwartungen der Eltern wie auch der Kinder und<br />
Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Bei den elterlichen Leistungserwartungen, so<br />
die Forscher, treten keine signifikanten Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen<br />
auf: „Eltern wünschen sich <strong>für</strong> ihre Töchter wie <strong>für</strong> ihre Söhne eine gute Schul- und<br />
Berufsausbildung.“ 11<br />
In den letzten Jahren sind einige qualitative Untersuchungen durchgeführt worden, die<br />
sich mit (Bildungs-)Biographien aufstiegsorientierter Migrantinnen befassen. In ihrer<br />
Studie „Viele Welten leben“ bestätigen Boos-Nünning/Karakaşoğlu den Befund vorangegangener<br />
Untersuchungen, dass bei jungen Mädchen bzw. Frauen mit Migrationshintergrund<br />
häufig eine hohe Bildungsmotivation festzustellen ist und dass bei ihnen wie auch<br />
bei ihren Eltern hohe Bildungsaspirationen vorhanden sind, selbst im Falle niedriger<br />
Bildungsvoraussetzungen im Elternhaus. 12 Zwar zeige sich, so die Migrationsforscherinnen,<br />
dass ein hohes bzw. gehobenes Bildungsniveau der Mutter sowie des Vaters ein<br />
hohes Bildungsniveau der Tochter deutlich begünstigt, dennoch haben in ihrer Untersuchung<br />
36 % der Väter wie auch der Mütter mit einem niedrigen Bildungsniveau Töchter<br />
mit einem hohen Bildungsniveau. 13 Letzteres hänge u.a. damit zusammen, dass Eltern<br />
mit niedrigen eigenen Bildungsvoraussetzungen die Bildungsorientierungen ihrer Töchter<br />
unterstützen. Auf Grund geringer Schulbildung sei es <strong>für</strong> Eltern mit Migrationhintergrund<br />
allerdings oftmals schwer bis kaum möglich, ihre Kinder aktiv und direkt in ihrer Bildungslaufbahn<br />
zu unterstützen; vielmehr müsse von „abstrakten Unterstützungsleistungen“<br />
ausgegangen werden. 14 Das Anhalten bzw. Ermahnen zum Lernen, materielle oder finanzielle<br />
Belohnungen <strong>für</strong> gute Noten, Gesprächsbereitschaft und emotionale Zuwen-<br />
8 Vgl. Karakaşoğlu-Aydin, Yasemin (2001): Kinder aus Zuwanderungsfamilien im Bildungssystem. In: Böttcher, Wolfgang/Klemm,<br />
Klaus/Rauschenbach, Thomas (Hrsg.): Bildung und Soziales in Zahlen. Statistisches Handbuch zu Daten und Trends im Bildungsbereich,<br />
Weinheim/München, S. 273-302.<br />
9 Gültekin, Nevâl (2003): Bildung, Autonomie, Tradition und Migration: Doppelperspektivität biographischer Prozesse junger Frauen<br />
aus der Türkei. Opladen: Leske + Budrich. S. 217<br />
10 Ebd. S. 213<br />
11 Boos-Nünning, Ursula/Karakaşoğlu, Yasemin (2005): Viele Welten leben. Zur Lebenssituation von Mädchen und jungen Frauen mit<br />
Migrationshintergrund. Münster: Waxmann. S. 199<br />
12 Vgl. ebd. S. 178<br />
13 Vgl. ebd.<br />
14 Vgl. Boos-Nünning, Ursula/Karakaşoğlu, Yasemin (2005): Viele Welten leben. Zur Lebenssituation von Mädchen und jungen<br />
Frauen mit Migrationshintergrund. Münster: Waxmann. S. 199. Siehe auch Hummrich, Merle (2002): Bildungserfolg und Migration:<br />
Biographien junger Frauen in der Einwanderungsgesellschaft. Opladen: Leske + Budrich. S. 17<br />
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