Studienbezogene Förderbedarfe und Förderungswünsche von Lehramtsstudentinnen mit Migrationshintergrund SchülerInnen mit Migrationserfahrung u.U. besser verstehen als LehrerInnen, die aus Familien ohne Migrationsgeschichte stammen, zwar setze sie sich gerne im Studium mit Interkultureller Pädagogik auseinander, dennoch würde sie auch gerne Seminare besuchen, in denen andere Themen behandelt würden. 66
8. Resümee und Ausblick Die Überprüfung der fünf Hypothesen hat einerseits ergeben, dass manche Bedingungen einem erfolgreichen Studium <strong>für</strong> Studentinnen mit Migrationshintergrund entgegenstehen. Es ist aber auch deutlich geworden, dass nicht <strong>für</strong> die gesamte Gruppe Schwierigkeiten attestiert werden können. Es sind auch Studentinnen interviewt und befragt worden, die erfolgreich im Studium, integriert und sprachlich sehr kompetent sind. Angesichts der Existenz dieser Gruppe stellt sich die Frage, ob und wie die <strong>Universität</strong> auf vorhandene Potentiale dieser Gruppe reagiert: Werden die Potentiale, welche die Studentinnen mit Migrationshintergrund mitbringen, überhaupt wahrgenommen und wenn ja, wird auf sie eingegangen? Antwort auf diese Frage kann die durchgeführte Untersuchung nur begrenzt geben. Einige Probandinnen schilderten ihren Eindruck, dass ihr Migrationshintergrund, ihre Mehrkulturalität und Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit von Dozentenseite weniger als Potential wahrgenommen würde denn als Problem und dass sie häufig erst beweisen müssten, erfolgreich zu sein, um Skepsis abzubauen. Warum diese überhaupt vorhanden ist, kann nicht eindeutig geklärt werden. Einzig mit dem hohen Anteil an fehlerhaften Hausarbeiten ließe sich begründen, warum das Bild von Studentinnen mit Migrationshintergrund eher pessimistisch denn optimistisch gezeichnet wird. Und noch etwas kommt hinzu: Einige Probandinnen berichteten, dass einige KommilitonInnen es nicht gerne sähen oder vielmehr hörten, wenn sie sich in ihrer nicht-deutschen Erstsprache unterhielten. Insofern scheint partiell eine Atmosphäre im (Lehramts-)Studium vorzuherrschen, in der Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität wenig begrüßt werden. Die Begeisterung, mit welcher die Probandinnen über den Zusatzstudiengang berichten, dürfte nachdenklich stimmen. In diesem scheint es den DozentInnen zu gelingen, zum einen auf das Unterrichten in multi-ethnischen Klassen vorzubereiten und zum anderen hervorzuheben, dass Studentinnen mit Migrationshintergrund über wertvolle Erfahrungen und Fähigkeiten <strong>für</strong> den späteren Lehrberuf verfügen. Vielleicht ist es möglich, etwas mehr von beidem in die Lehramtsstudiengänge einfließen zu lassen, zu signalisieren, dass Personen mit Migrationshintergrund eine Bereicherung darstellen. Das Vorgehen einer Dozentin, Gruppen bilden zu lassen, in denen rein deutschsprachige Studierende mit mehrsprachigen KommilitonInnen sich austauschen müssen, sollte nachgeahmt werden, um zu verdeutlichen, dass im gegenseitigen Austausch Bereicherung stattfindet. Indem die Probandinnen selbst einige Verbesserungsvorschläge geäußert haben (beispielsweise Sprachkurse anbieten, die auf den Lehramtsstudiengang bzw. die spätere Lehrtätigkeit bezogen sind, die Beschäftigung von TutorInnen, welche <strong>für</strong> eine kleine Gruppe Studierender zuständig sind, insbesondere in der Anfangsphase des Studiums) und deutlich gemacht haben, dass bestehende Angebote an der <strong>Universität</strong> im Hinblick auf die Qualität und auf die Zeit, die sich <strong>für</strong> den Einzelnen genommen wird, 67