continuum - Zentrum für Lehrerbildung - Universität Duisburg-Essen
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2. Ausgangssituation des Forschungsprojekts<br />
mit erhoben. Während in letzter Zeit die öffentliche Diskussion um die Relevanz der deutschen<br />
Sprachkenntnisse <strong>für</strong> den Schulerfolg von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund<br />
an Bedeutung gewonnen hat, wird von wissenschaftlicher Seite eindringlich<br />
auf die Bedeutung der Herkunfts- oder Familiensprache „<strong>für</strong> die innerfamiliären und<br />
intergenerativen Beziehungen wie auch <strong>für</strong> die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und<br />
Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Teil ihrer kulturellen Identität und nicht zuletzt<br />
<strong>für</strong> den erfolgreichen Erwerb des Deutschen als Zweitsprache“ 4 hingewiesen. Viele Migrationsforscher<br />
und Sprachwissenschaftler warnen daher vor einer Vernachlässigung der<br />
Kenntnisse in der (den) Familiensprache(n) und fordern, in Untersuchungen nicht nur die<br />
Kompetenzen in der deutschen Sprache zu erheben, sondern auch die bilingualen und<br />
mehrsprachigen Kompetenzen.<br />
Infolge des schlechten Abschneidens Deutschlands bei den jüngsten internationalen<br />
Schulleistungsvergleichsstudien sind in den letzten Jahren intensive Diskussionen<br />
darüber geführt worden, welche Veränderungen im deutschen Bildungssystem durchgeführt<br />
werden müssen, um die Konkurrenzfähigkeit Deutschlands nicht (weiter) zu<br />
gefährden. Auch die - zwar keineswegs neue - Tatsache, dass SchülerInnen, die über<br />
einen Migrationshintergrund verfügen, an deutschen Schulen benachteiligt werden, löste<br />
Debatten aus und offenbarte Handlungsbedarf.<br />
Die Benachteiligung, die <strong>für</strong> viele Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in der<br />
Schule beginnt, setzt sich häufig an der <strong>Universität</strong> fort: Obwohl mittlerweile ein Fünftel<br />
der Bevölkerung in Deutschland einen Migrationshintergrund hat, beträgt der Anteil an<br />
Studierenden mit einem solchen nur 8 %. Zeitgleich zum Integrationsgipfel Mitte Juli 2007<br />
erklärte Bildungsministerin Schavan das Ziel, die Zahl der Studierenden aus Zuwandererfamilien<br />
in den kommenden Jahren zu verdoppeln.<br />
Eine Reaktion der nordrhein-westfälischen Landesregierung auf die gegenwärtige Lage<br />
an den Schulen besteht darin, sich <strong>für</strong> mehr Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshintergrund<br />
an den Schulen einzusetzen. So heißt es im integrationspolitischen Grundsatzpapier<br />
der Landesregierung NRW (698/6/2006 - Düsseldorf, 27. Juni 2006): „8. Die Landesregierung<br />
wird verstärkt bei den Schulen da<strong>für</strong> werben, dass diese bei der Ausschreibung<br />
und Auswahl von Lehrkräften Bewerberinnen und Bewerber mit Zuwanderungsgeschichte<br />
ansprechen und zur Bewerbung ermuntern. Sie wird außerdem Abiturientinnen und<br />
Abiturienten mit Zuwanderungsgeschichte dazu ermuntern, sich <strong>für</strong> den Lehrerberuf zu<br />
entscheiden.“ 5<br />
4 Boos-Nünning, Ursula/Karakaşoğlu, Yasemin (2005): Viele Welten leben. Zur Lebenssituation von Mädchen und jungen Frauen mit<br />
Migrationshintergrund. Münster: Waxmann. S. 213. Vgl. auch Luchtenberg, Sigrid (1995): Interkulturelle Sprachliche Bildung: Zur<br />
Bedeutung von Zwei- und Mehrsprachigkeit <strong>für</strong> Schule und Unterricht. Münster, New York: Waxmann. Sowie Luchtenberg, Sigrid<br />
(1999): Interkulturelle kommunikative Kompetenz: Kommunikationsfelder in Schule und Gesellschaft. Opladen: Leske + Budrich.<br />
5 http://www.owl-vielfalt.de/home/index.html?id=844&selid=5583&type=VAL_MEMO<br />
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