continuum - Zentrum für Lehrerbildung - Universität Duisburg-Essen
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Studienbezogene Förderbedarfe und Förderungswünsche von Lehramtsstudentinnen mit Migrationshintergrund<br />
Umständen mehrere Anläufe unternommen, Vorstellungsgespräche und Diskussionen<br />
geführt werden, bis ein Praktikumsplatz zugesichert wird. Hartnäckigkeit und eine<br />
gehörige Portion Selbstbewusstsein sind manchmal nötig, um bei der Überzeugungsarbeit<br />
erfolgreich zu sein, wie folgendes Beispiel zeigt:<br />
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„Und da bin ich halt hingegangen, und ja [...], nach der ersten Sitzung wurde ich schon<br />
natürlich sofort darauf angesprochen, ob ich mit dem Kopftuch ein Problem hätte. Und ich<br />
natürlich, ich habe überhaupt kein Problem mit dem Kopftuch und er (der Schuldirektor,<br />
S.D.) meinte, ne, ich meine das ganz anders, als wir haben ja ein Kopftuchverbot und die<br />
Schule ist, wie Sie gemerkt haben, sehr konservativ und so und es wird Probleme geben,<br />
blabla und dann habe ich mich quergestellt und habe gesagt, ich lasse mir keine Steine in<br />
den Weg stellen, ich darf als Praktikantin auf jeden Fall das machen, ja und dann hat sich<br />
die Sache so geregelt.“<br />
Gleichzeitig berichteten einige Kopftuchträgerinnen auch von positiven Schulerfahrungen,<br />
von der Offenheit des angetroffenen Lehrerkollegiums, der Akzeptanz durch die Schüler,<br />
erfolgreichen Unterrichtsproben etc.<br />
Um unnötige Anfragen und Vorstellungsgespräche bei Schulen zu vermeiden, die nicht<br />
dazu bereit sind, Praktikantinnen mit Kopftuch aufzunehmen, könnte es sinnvoll sein, dass<br />
von Seiten des Praktikumsbüros eine Liste mit solchen Schulen erstellt wird, die die<br />
Zusage gemacht haben, Kopftuchträgerinnen als Praktikanten aufzunehmen. Eine<br />
Interviewte wünschte sich darüber hinaus eine Ansprechperson an der <strong>Universität</strong>, die sie<br />
bei der Suche nach geeigneten Praktikumsschulen unterstützt.<br />
6.3.6 Zwischenfazit<br />
Bei der Überprüfung der Hypothesen ist festgestellt worden, dass Lehramtsstudentinnen<br />
mit Migrationshintergrund teilweise unter erschwerten Bedingungen studieren. Zwar<br />
haben einige Mütter und Väter der Probandinnen die Hochschulreife erworben und<br />
studiert, doch die Mehrheit der Befragten stammt aus bildungsfernen Familien. So kann<br />
die <strong>Universität</strong> nicht davon ausgehen, dass sich Studierende bei Fragen zum und Problemen<br />
im Studium, beim Verfassen von Hausarbeiten etc. an kompetente Berater in der<br />
Familie wenden können, sondern muss entsprechende Beratungs- und Unterstützungs-<br />
angebote offerieren, will sie den Studierenden gute Bedingungen <strong>für</strong> ein erfolgreiches<br />
Studium schaffen. Dazu gehört nicht nur Beratung anzubieten im Hinblick auf das Studium<br />
allgemein oder den Studiengang, sondern auch da<strong>für</strong> zu sorgen, dass Schwächen jedweder<br />
Art (ob im sprachlichen Bereich, wissenschaftlichen Arbeiten, Halten von Vorträgen usw.)<br />
erstens erkannt werden und zweitens, dass an ihnen gearbeitet wird. Hausarbeiten, die<br />
nicht gründlich korrigiert werden und bei deren Rückgabe sich nicht die Zeit <strong>für</strong> ein<br />
detailliertes Feedback genommen wird, helfen den Verfasserinnen wenig sich weiterzu-