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continuum - Zentrum für Lehrerbildung - Universität Duisburg-Essen

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6. Ergebnisse und erste Interpretationen<br />

Problem mit ihr hätten. Nach und nach habe sich dann aber herausgestellt, dass dies nur<br />

Einbildung gewesen sei.<br />

Eine Kopftuchträgerin sagte aus, sie müsse die DozentInnen immer erst von ihren<br />

Leistungen und ihrem Wissen überzeugen, ehe diese ihre pessimistischen Denkbilder<br />

ablegten. Wolle sie Respekt und Anerkennung von den Lehrenden, müsse sie immer erst<br />

in Vorleistung treten und Überzeugungsarbeit leisten:<br />

„Wenn man zeigt, dass man, ja, dass man gut ist in Seminaren, wenn man zeigt, dass man<br />

die Fächer gerne macht, dass man Interesse hat, dass man auch kommunizieren will, dann<br />

denke ich, ändert sich auch die Meinung, dann sehen die, aha, sie kann doch was, sie ist<br />

interessiert und es ist nicht so, wie ich dachte, und dann ändert sich, ändern sich auch viele<br />

Meinungen und dann denken viele auch positiv am Ende.“<br />

In einigen Fällen wurde sogar geschildert, dass DozentInnen bei Kopftuchträgerinnen<br />

dermaßen von guten Leistungen und selbstbewusstem Auftreten begeistert waren, dass<br />

sie ins andere Extrem verfielen und besonders positive Bewertungen abgaben: „[A]lso<br />

ich denke auch, dass ich teilweise sogar Vorteile habe, weil ähm, ich habe immer diesen<br />

Überraschungseffekt. Viele Dozenten schätzen mich halt falsch ein wegen dem Kopftuch,<br />

und wenn ich halt da hingehe und irgendwie meinen Mund aufmache, dann sind Sie erst<br />

mal überrascht und bevorzugen das auch meistens.“<br />

Einige Probandinnen berichteten, dass sie bei der Suche nach einem Praktikumsplatz<br />

aufgrund ihres Kopftuches von einigen Schulen abgelehnt worden seien. Allerdings<br />

haben alle nach kürzerer oder längerer Suche selbstständig oder durch Vermittlung eine<br />

Praktikumsschule gefunden. Einige Male fiel die Wahl auf die ehemalige Schule, weil die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass man dort noch über Kontakte verfügte und deshalb nicht<br />

abgelehnt wurde, relativ hoch war. Insofern kann das Tragen eines Kopftuches das Finden<br />

eines Praktikumsplatzes u.U. erschweren und einen höheren Energieaufwand erfordern,<br />

allerdings verhindert es kein Schulpraktikum, sofern die Studentinnen nicht bei der ersten<br />

Absage demotiviert sind und aufgeben. Eine Studentin sprach im Fall einer Absage bei der<br />

Bewerbung um einen Praktikumsplatz von einer Tür,<br />

„die dann vor einem zugeschlossen wird, zugemacht, nicht geöffnet wird. Aber wenn einmal<br />

die Türe aufgemacht wird, dann kann man reinspazieren und es wird auch alles wunderbar.<br />

Es ist nur die Tür, die davor steht [...] und ich finde es halt immer schade, weil vorher ist halt<br />

diese Türe da, und diese Türe zu durchbrechen ist ziemlich hart.“<br />

Rechtlich gesehen, so bestätigt das Justizariat der <strong>Universität</strong>, dürfen Schulen keine<br />

Praktikantin wegen eines Kopftuches ablehnen. Allerdings, wer will sich an einer Schule<br />

aufhalten, an der er nur geduldet, nicht aber willkommen geheißen wird? So müssen unter<br />

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