continuum - Zentrum für Lehrerbildung - Universität Duisburg-Essen

Studienbezogene Förderbedarfe und Förderungswünsche von Lehramtsstudentinnen mit Migrationshintergrund
verbessert werden könnten, ist deutlich geworden, dass die Beratung und Betreuung im
Lehramtsstudium noch zu optimieren ist. Auch der angesprochene Punkt, dass Studentinnen
mit Migrationshintergrund nicht selten Hemmungen haben, in Sprechstunden zu
gehen, sollte Anlass geben darüber nachzudenken, wie die Beziehung zwischen Studierenden
und Lehrenden intensiver gestaltet werden kann, was auch vor dem Hintergrund
wichtig ist, dass mit negativen Bildern von Studentinnen mit Migrationshintergrund
aufgeräumt werden kann.
Sicherlich sind einige Fragen offen geblieben bzw. sind neue Fragen entstanden, beispielsweise
welche Unterschiede es zwischen der Untersuchungsgruppe und männlichen
Lehramtsstudierenden mit Migrationshintergrund gibt (wohnen auch sie häufig bei den
Eltern, haben sie ein ähnlich niedriges Einkommen, ...) und ob die Einkommenssituation
Studierender ohne Migrationshintergrund im Ruhrgebiet ähnlich ist, ob also die Höhe der
Einnahmen regionaltypisch oder nicht. Diese Fragen müssten in weiteren Untersuchungen
geklärt werden. Zum Beispiel könnten Dozentenbefragungen durchgeführt werden, um zu
erfahren, inwiefern Lehrende darin geschult sind, mit Sprachproblemen von Studierenden
umzugehen, welche Bilder sie tatsächlich im Kopf haben, wenn sie an Studierende mit
Migrationshintergrund denken. Oder es könnten Studierende befragt werden, wie sie ihre
KommilitonInnen mit Migrationshintergrund wahrnehmen und wie sie ihr Verhältnis zu
ihnen definieren und gestalten.
An vielen Stellen ist deutlich geworden, dass die Untersuchungsgruppe, was ihre
Leistungen im Studium, ihre sprachlichen Leistungen, ihre Einstellungen anbelangt, nicht
homogen ist. Insofern sind auf die Frage, wie mehr junge Frauen für ein Lehramtsstudium
begeistert werden könnten, verschiedene Antworten zu geben, Unterschiedliches ist zu
tun. Es gibt diejenigen, die hier und da sprachlichen Input oder anderweitige Hilfe benötigen,
beispielsweise beim wissenschaftlichen Arbeiten, beim Präsentieren von Vorträgen
etc.; und es gibt diejenigen, die sehr erfolgreich sind und herausgefordert werden wollen.
Insgesamt dürfte klar geworden sein, dass ein Lehramtsstudium insbesondere dann für
Personen mit Migrationshintergrund reizvoll ist, wenn es auf ihre Potentiale und Wünsche
eingeht, wenn also beispielsweise die Möglichkeit besteht, die Erstsprache als Unterrichtsfach
zu studieren (wie es bei Türkisch der Fall ist), wenn die Aufforderung besteht
und Raum dafür gegeben wird, eigene Erfahrungen mitzuteilen, und nicht zuletzt, wenn
ernst genommen wird, dass die gegenwärtige und zukünftige Schülerklientel Wissen und
Fähigkeiten vom Lehrenden einfordert, die bereits im Studium erworben und vertieft werden
müssen, beispielsweise in Bezug auf Sprachförderung, Heterogenität etc.
68